Rat für Kulturelle Bildung fordert Umsetzung des Koalitionsvertrages
„Dem Bekenntnis der Großen Koalition vom November 2013, allen Kindern und Jugendlichen in Deutschland gleiche kulturelle Teilhabe ermöglichen zu wollen, folgen zu wenige Taten.“ Das sagte Prof. Dr. Holger Noltze, Sprecher des Rats für Kulturelle Bildung heute (29.05.2015) bei der Fachtagung „Mehrwert oder viele Köche … ?“ des Landesmusikrats Nordrhein-Westfalen in Essen. Die Veranstaltung im Beisein der NRW-Ministerin für Schule und Weiterbildung, Sylvia Löhrmann, befasste sich mit Programmen musikalischer Bildung in den allgemeinbildenden Schulen.
Noltze im Einzelnen: „Die nationalen Bildungsberichte von 2012 und 2014 bieten keinen Anlass zum Schulterklopfen: Kinder aus bildungsfernen Milieus profitieren bislang wenig von den Angeboten Kultureller Bildung. Die Zahl der sonderpädagogisch geförderten Kinder im Förderschwerpunkt Sprache hat sich in den letzten zwölf Jahren mehr als verdoppelt. Das sind Warnzeichen dafür, dass kulturelle Teilhabe nicht, wie von der Bundesregierung im Koalitionsvertrag angekündigt, ‚jedem Einzelnen unabhängig von seiner sozialen Lage und ethnischen Herkunft ermöglicht‘ wird. Dass der Bund über sein Programm ‚Kultur macht stark‘ wie im Koalitionsvertrag wörtlich formuliert einen Beitrag leisten will, ist gut, aber reicht eben nicht aus. Worum es wirklich geht, ist die Frage, warum die Bemühungen um ein Staatsziel Kultur im Grundgesetz immer wieder scheitern – nämlich an der Frage, ob wir Kultur und Kulturelle Bildung als pflichtige Leistung verstehen wollen, die in den Kommunen nicht als allererste den Sparzwängen zum Opfer fallen darf.“
Grundversorgung mit Kultureller Bildung dringend notwendig
Der Sprecher des Rats für Kulturelle Bildung, zugleich Professor für Musik und Medien an der Technischen Universität Dortmund, betonte in der Podiumsdiskussion mit Ministerin Löhrmann weiter, es dürfe nicht vom Bundesland oder der Schulform abhängen, ob Schülerinnen und Schüler in den Genuss von Angeboten Kultureller Bildung kämen. Ein bundesweites Konzept sei nötig, ohne die Zuständigkeiten der Länder dabei zu beschneiden. Das fordere bereits der Bildungsbericht 2014 unmissverständlich. Kulturelle Bildung müsse in allen Schulen und auch außerschulisch als Teil der Allgemeinbildung verankert werden, um eine quantitativ ausreichende und qualitativ hochwertige Grundversorgung zu sichern – auf dieser Basis seien auch ergänzende Programme sinnvoll. Ein gutes Bildungsmonitoring speziell zur Kulturellen Bildung sei dabei unerlässlich, um zu überprüfen, ob die Qualität der Angebote ausreiche und welche und wie viele Kinder und Jugendliche sie tatsächlich nutzen würden.
Weitere Informationen finden Sie hier: www.rat-kulturelle-bildung.de
Schreiben Sie einen Kommentar