Parker, Sabine/ List, Volker (2021): Wer A sagt, muss nicht B sagen. Agiles Handeln im beruflichen Kontext. Heidelberg: Springer Psychologie Theatermethoden oder besser: die Arbeitsweise des Theatermachens, das Training, die Proben, der Prozess eignen sich… [Weiterlesen]
Theater-Forschung
Angewandte Theaterforschung untersucht die Kunstform Theater auf ihre Relevanz als Bildungsgegenstand Theater für kulturelle Praxis und schulische Bildungsangebote.
Angewandte Theaterforschung unterstützt Theater-Lehrkräfte und Theater-Pädagogen bei der Vorbereitung und der Durchführung ihres Theater-Unterrichts bzw. des Faches Theater/ Darstellendes Spiel und stellt Unterrichts-Material zur Verfügung.
Choreografien im Theater-Unterricht bzw. dem Unterrichtsfach Darstellendes Spiel
Nicht die Wissenschaft von (professionellem) Theater steht im Fokus von Angewandte Theaterforschung, sondern die Transformation wissenschaftlich gewonnener Erkenntnisse in eine Didaktik für Darstellendes Spiel und Theater-Unterricht in Schulen.
Der Schwerpunkt liegt dabei auf der kritischen Reflexion der Erfahrungen, die durch die Praxis des Theater-Machens und des Theater-Unterrichtens erworben werden und im ständigen Prozess der Begriffsbildung und der Konstruktion von Hypothesen und Theoremen sich nach und nach zu einer zunehmend differenzierteren Theorie des Darstellenden Spiels bzw. von Theater-Unterricht herausbilden, die in deduktiver Weise nun als Didaktik des Theater/ Darstellenden Spiels bzw. Theater-Unterrichts wieder auf die Praxis zurückwirkt und dort neue Verfahren, Methoden und Impulse in Gang setzt.
Die Arbeit Angewandter Theaterforschung gründet auf der Erkenntnis, dass Theater und Theatralität ein bestimmender Faktor in menschlichen Kulturen und dass Theaterspielen und das Theatermachenein starkes Kulturinstrument ist, das in erheblichem Umfang zur Persönlichkeitsbildung und zur Steuerung gesellschaftlicher Prozesse beiträgt. Unter dem Menüpunkt Forschung werden die verschiedenen Themen in den Fokus der Betrachtung geholt und unter Buchbesprechungen und Interviews kommen Experten des Theaters ausführlich zu Wort.
Angewandte Theaterforschung beschreibt wirkungsvolle Lern-Impulse und -Settings
Diese Theater-Forschung führt zu einer ständigen Überprüfung von Praxis durch theoretische Reflexion und umgekehrt und hat zum Ziel eine begrifflich klare und umfassende Beschreibung zu erarbeiten, wie Theater am wirkungsvollsten als kulturelle Bildung wirken kann. Dieser Lern- und Erkenntnisprozess findet seine analoge Abbildung in der Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen im Theater-Unterricht bzw. im Unterrichtsfach Darstellendes Spiel: Theater ist "ein Prozess des Tuns, Sehens, Auswertens, Kritisierens und erneuten Tuns." (Schechner 1990: 38)
Angewandte Theaterforschung stellt Fragen nach der Bedeutung und der Wirkung theatraler Kunst im Bildungsbereich und in der Gesellschaft.
Angewandte Theaterforschung ist unabhängig, keiner bestimmten wissenschaftlichen und universitären Denkrichtung verpflichtet und fördert oder unterstützt keine bestimmten Trends im professionellen Theater.
Angewandte Theaterforschung finanziert sich selbst.
Unterricht wird hier nicht verstanden als das Abfüllen von Schüler mit vermeintlich fertigem - zu meist für das Leben der Schüler irrelevanten und dysfunktionalem - Wissen als sogenannte Wissens-Vermittlung, sondern als kluge und lustvolle Lernprozess-Initiierung und Lern-Begleitung durch Verfahren des Coachings und Supervisierens mit dem Ziel, Schüler bei ihrer Entwicklung zur Selbst- und Eigenständigkeit zu unterstützen, sodass sie in der nachschulischen Zeit, im gesellschaftlichen Feld in möglichst allen Teilbereichen des beruflichen, öffentlichen und privaten Lebens als selbstbewusste, kritische und gestaltende Menschen eine konstruktive und friedliche Kultur prägen können.
Primäres Ziel einer Theorie theatraler Bildung ist die Absicherung und reflektierende dauerhafte Begleitung einer theatralen Praxis, die als handlungsorientierten Output entsprechende praxisrelevante Hilfen und Unterrichtsmaterial für Theaterlehrkräfte und ihre Schüler generiert. Dieses Material kann einfließen in qualifizierende Maßnahmen der Fort- und Weiterbildung.
Entsprechend werden in der Theater-Forschung Theorien und Entwicklungen des Theaters aufgearbeitet und auf ihre gesellschaftliche Bedeutung und künstlerische Relevanz hin überprüft. Wissenschaftliche Abhandlungen und empirische Studien zur Bedeutung und Wirkung von ästhetischer Bildung und Theater-Unterricht rücken dabei ebenfalls ins Blickfeld und werden in den Buchbesprechungen, Interviews und den Essays zu den verschiedensten Themen, z.B. Theater 4.0 untersucht.
Schüler performen, arbeiten gegen Widerstände und erzeugen eine authentische Form von Theatralität
Theater-Forschung geht davon aus, dass Theorie immer ihre Impulse aus wahrnehmbarer Realität erhält > kritische Theorie, Adorno (1969).
Die Theorie-Hypertrophie, die sich über Jahrzehnte im universitären Wissenschaftsbereich teilweise herausgebildet hat, führt im schlimmsten Fall in die Bedeutungslosigkeit. Der Volksmund spricht hier von der Wissenschaft im Elfenbeinturm.
Theorie reflektiert Praxis, Theorie ist "geronnene" Praxis. Die Zusammenhänge sind komplex. Es entstehen Interdependenzen und man darf sich nicht in der Frage nach Huhn und Ei verlieren.
Theater-Forschung bewegt sich in einem wissenschaftlichen Erkenntnisprozess in Endlosschleifen zwischen Praxis und Theorie. Sie erhält ihre Impulse an der Reibungsfläche dazwischen. Aus diesem Grund ist auch das theoriegeleitete Experiment eine wesentliche Methode wissenschaftlichen Arbeitens.
Auf menschliche, gesellschaftliche Themen bezogen zeigen sich schnell die engen Grenzen von naturwissenschaftlichen Methoden. Die Komplexität des Phänomens Mensch erschwert die Normierung und damit einen Versuchsaufbau > Bildungsstandards. Andere Kategorien werden bedeutsamer: Wissen, Erfahrung, Kommunikation. Jede dieser Kategorien ist hochkomplex. Dennoch versucht Theater-Forschung Muster zu beschreiben, über die eine Verständigung und ein Einverständnis möglich ist; mit Randunschärfen natürlich.
Theater zeichnet sich in diesem Sinne als hervorragendes Phänomen mit präzisen Randunschärfen aus, will sagen: Es gibt Klarheit in der Setzung: Jemand spielt. Einer schaut zu. In der Form aber nicht. Damit sind die Pole benannt, zwischen denen sich Angewandte Theater-Forschung bewegt. Sie erhebt keinen Anspruch darauf, eine wissenschaftlich bewiesene Theorie von erfolgreicher Praxis anzubieten, sondern schlägt immer wieder neue Funken zwischen den Reibungsflächen von Theorie und Praxis, die als Impulse und Fragen den nicht endenden wissenschaftlichen Erkenntnisprozess entzünden und am Brennen halten soll.
Von klein auf versetzen sich Kinder in unterschiedliche Rollen, üben Identifikationen und testen neue Perspektiven. Sie imitieren ihnen bekannte Rollen und experimentieren mit ‚gefährlichen‘ Motiven und Handlungsmustern. Sie trauen sich dies, weil ihr Handeln folgenlos ist. Es ist ja nur ein Spiel. Aber das Spiel hat Regeln und wird sehr ernst genommen. Angewandte Theaterforschung greift die Lust am Rollen-Spiel auf und kreiert Übungsmöglichkeiten um theatrale Grund-Kompetenzen zu trainieren wie im Baukasten theateraler Möglichkeiten.
Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene setzen sich auf der Suche nach ihrer Identität das ganze Leben immer wieder mit verschiedenen Rollen auseinander. Aus der Forschung wissen wir, dass der Mensch bis ins hohe Alter immer noch durch Nachahmung lernt. Insofern spielen Vorbilder natürlich eine herausragende Rolle. Lehrer spielen als Theater-Lehrer auch eine Rolle und werden für die Schüler zu Vorbildern, denen sie nacheifern oder die sie ablehnen. Insofern ist eine Eignung für die Tätigkeit und eine qualifizierte Ausbildung für Theater-Unterrichtende unabdingbar. Unter dem Menüpunkt Fort- und Weiterbildung gibt es Informationen zu verschiedenen Qualifizierungsmöglichkeiten für das Unterrichtsfach Darstellendes Spiel bzw. Theater-Unterricht.
Angewandte Theaterforschung wendet sich dem komplexen Prozess der Interaktion und der Interdependenzen in theatral-ästhetischen Lernprozessen zu. Sie untersucht diese und erarbeitet Empfehlungen und Hilfen, durch welche Impulse bei Kindern und Jugendlichen die besten Lernergebnisse zu erzielen sind, die ihnen helfen, sich gesund und vital in eine friedliche und demokratische Gemeinschaft zu integrieren. Da diese Integration über kulturell vermittelte Prozesse abläuft, ist es unverzichtbar Kinder und Jugendliche frühzeitig mit Kompetenzen auszustatten, die ihnen diesen schwierigen Prozess ermöglichen. Darstellendes Spiel bietet hier ein umfassendes Lernprogramm, diesen Prozess zu unterstützen.
Ensemble-Spiel und Teamwork sind zentrale Kategorien in ästhetischen Prozessen
Kulturelle Prozesse – insbesondere theatral-ästhetische wie Darstellendes Spiel – bieten durch die Vielfalt der Formen eine herausragende Lernumgebung, komplexe Kommunikationsstrukturen zu untersuchen und sich in ihren Ausdrucksformen zu üben. Stimme, Sprache, Text zeigen sich dabei als exzellente und existenzielle Lernfelder. Körperbewusstsein, Körperausdruck, Präsenz sind Konstituenten von Persönlichkeit und Ich-Stärke. Wachheit, Respekt, Toleranz bilden die Eckpfeiler einer lebenswerten Gesellschaft.
Angewandte Theaterforschung geht der Frage nach, durch welche theatralen Impulse und Konzepte ein Bildungsprozess im Theater-Unterricht bzw. mit dem Unterrichtsfach Darstellendes Spiel am besten angeregt und vorangetrieben werden kann. Arbeitsergebnisse werden unter dem Menüpunkt Unterrichts-Material publiziert.
Nur mit großem Vertrauen ist es möglich, in einer Gruppe solche Bilder zu kreieren, die für sich sprechen, keinen Text benötigen
Im Blog greift Angewandte Theaterforschung bedeutsame Neuigkeiten auf. Der Newsletter informiert Interessierte über neue Veröffentlichungen auf dieser Website.
*Der besseren Lesbarkeit wegen wird auf die explizite Nennung verschiedener Geschlechter verzichtet.*
Herr P und der Lehrer (frei nach Bertolt Brecht)
Herr P besuchte einen befreundeten Lehrer.
“Meine Schüler und Studenten lernen nicht mehr so gut wie früher.” beklagte sich der ältere Lehrer.
“Woran mag das liegen.” fragte Herr P.
“Ich weiß es auch nicht. Ich sage den Schülern vor jeder Leistungsüberprüfung …”
– und der Lehrer machte eine kurze Pause –
“… sie sollen keine Fehler machen. Ich sage das sogar mehrmals.”
Herr P schaute nachdenklich.
Literatur
- Adorno, Theodor W. u.a. (1969): Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie. Darmstadt und Neuwied
- Brecht, Bertolt (1981): Mühsal der Besten. Geschichten vom Herrn Keuner. In: Werke in fünf Bänden. Band 4. Berlin und Weimar. S. 255
- Brecht, Bertolt (1981): Über die Wahrheit. Geschichten vom Herrn Keuner. In: Werke in fünf Bänden. Band 4. Berlin und Weimar. S. 285
- Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hg) (2009): Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards. Expertise. Berlin
- Schechner, Richard (1990): Theateranthropologie. Spiel und Ritual im Kulturvergleich. Reinbek: Rowohlt
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Theater benoten? – Geht nicht! Diese Position ist nicht zu Ende gedacht. Sie bleibt dem Dogma verhaftet, es gäbe eine Kunst an sich. Es mag Dinge geben, die sich nur schwer, vielleicht auch manchmal gar nicht, versprachlichen… [Weiterlesen]