Im Tutorial zum Modul 9.2 Mimik des Kursbuch Theater machen geht es um die Kompetenz des mimischen Ausdrucks und seine Trainingsmöglichkeiten.
Die Schüler lernen zunächst mit Isolationsübungen die Bewegungsmöglichkeiten ihres Körpers zu erforschen und besser kennen und erhöhen damit auf lustvolle Weise ihre Körpersensibilität. Die Isolationsübungen machen die Schüler sehr gern, sie kommen dem Bewegungsdrang der Schüler entgegen und helfen ihnen, körperlich frei und damit auch geistig frei zu werden. Das Experimentieren und Ausprobieren macht ihnen großen Spaß, wobei gleichzeitig auch trainiert wird, sich auf Ungewöhnliches, auf Verrücktes einzulassen. Sie erobern sozusagen neue körperliche Gestaltungsräume. Sie erspüren, welches Potenzial und welche Möglichkeiten in ihrer Körperlichkeit, in ihrer Gestik und Mimik stecken. Sie erforschen die Verbindungen zwischen Körperlichkeit und innerer Befindlichkeit und Gefühlen und können diese auch recht schnell nachvollziehen, weil sie offensichtlich ist.
In der Schauspielausbildung gibt es zwei wesentliche Methoden, dem Zusammenhang von Körperlichkeit und innerer Befindlichkeit nachzuspüren und diesen auch bewusst in den Fokus zu holen und zu trainieren. Die eine Methode ist die von innen nach außen und die andere – visa versa – von außen nach innen. Von innen nach außen beschreibt die Methode, dass der Darsteller zuerst in sich ein Gefühl erzeugt und dieses dann nach außen durch Körperlichkeit sichtbar macht (vgl. dazu Method-Acting von Strasberg).
Die andere Methode geht aus von einer bestimmten Körperhaltung, die bei dem Darsteller ein entsprechendes Gefühl erzeugt. Die Methode von innen nach außen wird eher im Profibereich, z.B. beim naturalistischen Spiel benutzt wird – sehr schwer zu erlernen – und im Amateurbereich eher die Methode von außen nach innen präferiert, weil sie der Zielsetzung von Theaterunterricht eher entgegenkommt (vgl. Waegner 1994).
Auch wenn diese Isolationsübungen so aussehen, als seien sie von der Postdramatik angeregt, ist es zunächst nicht so. Die Postdramatik de(kon)struiert und stellt alle Elemente gleichrangig nebeneinander. Die Sinnkonstruktion überlässt sie dem Zuschauer. Im Darstellenden Spiel und Theaterunterricht geht es im Grundlagentraining zunächst und schwerpunktmäßig um dramatische Kunst, was aber nicht heißt, dass postdramatische Spielweisen und Performance-Kunst nicht zum Einsatz kämen.
Weiterführendes
- Waegner, Heinrich (1994): Theaterwerkstatt. Von innen nach außen – über den Körper zum Spiel. Stuttgart: Klett
- Jim Carrey: Faces – Unatural Act – 1991 > https://www.youtube.com/watch?v=RbIq-f1_Dr4
- Jim Carrey: Transitions > https://www.youtube.com/watch?v=ofTYAnsiVKI
- Jim Carrey: Die Maske > https://www.youtube.com/watch?v=Qw7AuiSIOE
- Jasna Fritzi Bauer: Ein Tick anders (Filmclips & Trailer HD) > https://www.youtube.com/watch?v=bn4dpHxd_zc
- Jasna Fritzi Bauer: Ein Tick anders | Kino-Trailer HD > https://www.youtube.com/watch?v=9Q9aV-GkN8o&list=PL870DC0B35E1BA631
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