Moeller, Cathrin 2012: Bühne – Vorhang – Licht. Theaterspielen im Kindergarten. Weinheim und Basel: Beltz. 176 Seiten – Rezension
Moeller will mit ihrem Buch Menschen anregen „mit den Kindern ein Theaterstück zu inszenieren“. (17) Dabei soll eine „Grundvoraussetzung in der Theaterarbeit mit Kindern“ beachtet werden, „dass sie keinen Anspruch auf Perfektion hat.“ (12) Es gehe „einzig um das lustvolle Erleben von Als-ob-Situationen, in die die Kinder immer ihre eigenen Ideen, Einsichten, Worte und Fähigkeiten einbringen dürfen.“ (12)
Im Folgenden entfaltet sie aber analog einer professionellen Stückinszenierung Schritt für Schritt aus der Perspektive eines Regisseurs ein Arbeitsprogramm, das zum Ziel hat „öffentliche Beachtung [zu] finden“, und zwar durch mehrere Aufführungen. (61)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
Ein Koffer voller Ideen 9
Kapitel 1:
Die Theaterinszenierung 11
1.1 Vorüberlegungen zur Planung und Vorbereitung der Inszenierung 12
1.2 Die Vorarbeit mit der Gruppe 16
1.2.1 Kennenlernen und ein Ensemble bilden 17
1.2.2 Die Konzentration fördern, Beobachtungsgabe schulen und die
Sinneswahrnehmung sensibilisieren 21
1.2.3 Vorstellungskraft verbessern, Fantasie anregen und die darstellerischen
Fähigkeiten entwickeln 28
1.2.4 Kleiner Exkurs zum Verständnis für das Wesen des Spiels auf der Bühne 30
1.2.5 Improvisationsfähigkeit verbessern 31
1.3 Die Inszenierung planen 34
1.3.1 Themenwahl 34
1.3.2 Rollenverteilung 36
1.3.3 Szene und Szenenfolge 36
1.3.4 Bühne und Dekoration 37
1.3.5 Die Beleuchtung 40
1.3.6 Musik und Geräusche 41
1.3.7 Der Licht- und Tonplan 42
1.3.8 Die Kostüme 43
1.3.9 Die Requisiten 47
1.3.10 Maske 48
1.4 Nutzung unterschiedlicher Theaterformen für fantasievolle Inszenierungen 49
1.4.1 Schwarzlichttheater 49
1.4.2 Schattentheater 51
1.4.3 Maskenspiel 52
1.4.4 Puppenspiel 53
Kapitel 2:
Von der Probe zur Premiere 55
2.1 Proben und Probenplanung 56
2.1.1 Vorleseproben 56
2.1.2 Szenenproben 58
2.1.3 Durchlaufproben und Hauptprobe 59
2.1.4 Generalprobe 60
2.2 Öffentliche Beachtung finden 61
2.2.1 Plakate, Flyer und Internetwerbung 61
2.2.2 Sponsoren gewinnen 62
2.2.3 Programmheft einmal anders 62
2.3 Die Premiere und das Drumherum 64
2.3.1 Einlass 65
2.3.2 Der Zuschauerraum 65
2.3.3 Das Premierenfest 65
Kapitel 3:
Inszenierungsbeispiele 67
3.1 Die Bremer Stadtmusikanten 69
3.2 Sieben auf einen Streich 78
3.3 Spieglein, Spieglein, verrat es mir 87
3.4 Die Riesenrübe 96
3.5 Wie die drei Schweinchen Winfried, den Wolf, besiegten 100
3.6 Geißlein allein zu Haus 105
3.7 Knirzillas Abenteuer 112
3.8 Dornröschen 126
3.9 Frau Holle 133
3.10 Hänsel und Gretel 142
3.11 Rotkäppchen 150
Literatur 157
Fotos 157
Anhang:
Erweiterung der Spielesammlung 159
Wir werden sehen ob, und wenn ja wie, Moeller mit diesem Widerspruch im Vorhaben umgeht. Für lustvolles selbstbezogenes Rollenspiel brauchen Kinder keine Anleitung von Erwachsenen. Moeller stellt allerdings eine Anleitung für eine Inszenierungspraxis zur Verfügung, die systematisch alle Bereiche des Theaters von der ersten „Probe“ bis zur „Premiere“ und eine Anleitungsbeschreibung für den Erwerb der entsprechenden Theaterkompetenzen bei den Kindern.
Sie will mit ihrer Prozessbeschreibung den von den Kinder spielerisch erzählten „Geschichten und Figuren mehr Tiefe zu geben.“ Dafür stellt sie ein umfangreiches Repertoire von Übungen vor. „Die Übungen fördern die Konzentration der Kinder, schulen ihre Beobachtungsfähigkeit, sensibilisieren ihre sinnliche Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung, verbessern die Ausdrucksmöglichkeiten in Sprache und Bewegung, und sie regen Vorstellungskraft, Fantasie, Kreativität und Spontaneität an.“ (9) Es geht also ganz offensichtlich nicht um selbstbezogenes kindliches Spiel, sondern um die Inszenierung eines Theaterstückes nach professionellem Muster. Ob dieses Programm für Kindergartenkinder im Alter von ca. 1-4 Jahren geeignet erscheint – wie es der Untertitel des Buches verspricht – muss hier bereits in Frage gestellt werden.
Als eine weitere Voraussetzung für das Gelingen einer Theaterinszenierung benennt Moeller eine entsprechend umfassende Qualifizierung des Spielleiters. „Seine eigene Lust, mit Kindern Theater zu spielen, und seine Fähigkeit, andere zu begeistern, sind ebenso ausschlaggebend wie seine Fantasie, seine Ideen und sein Mut.“ (13)
Sie erwartet vom Spielleiter u.a. die folgenden Qualifikationen:
- Organisationstalent
- flexibel bei der Planung
- offen für Veränderungen
- hohes Maß an Aufmerksamkeit
- gute Beobachtungsgabe
- Freude am Darstellen.
Bei dem weiteren Ausbau dieser „Fach- und Methodenkompetenz beim Theaterspiel mit Kindern“ will Moeller mit ihrem Buch helfen.
Auch sei es „in diesem Alter der Kinder sehr wichtig, dass die Spielleiter/in gut führt, indem sie Fragen stellt und die Kinder durch Bilder und eigene Erfahrungen anregt, sich die Gefühlswelt der Figuren in einzelnen Situationen zu erschließen. Sie sucht gemeinsam mit den Kindern nach außergewöhnlichen Lösungen für die Probleme der handelnden Figuren aus der Vorstellung, der Fantasie und der Alltagserfahrung der Kinder. Sie erfindet mit den Kindern Hindernisse für die Figuren und baut sie in den Verlauf der Handlung ein, um diese spannend zu machen.“ (13)
In Kapitel 1, ‚Die Theaterinszenierung‘, beschreibt Moeller „Grundsätzliches zur Planung und zur Herangehensweise bei der Erarbeitung einer gelungenen Theaterinszenierung. Sie erfahren, wie Sie aus einer Kindergruppe ein Ensemble bilden, das vertrauensvoll miteinander umgeht und keine Hemmungen hat, Spielideen auszuprobieren. Dafür habe ich Ihnen die aus meiner Sicht wirkungsvollsten Übungen als Repertoire zusammengestellt. Sie erhalten Tipps, wie Sie das Thema unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen wählen. Praktische Wege zur Gestaltung der Rollenverteilung ohne Streit und Tränen – die böse Hexe will immer niemand spielen –, zum Erarbeiten von Szenen, Szenenfolgen aus Improvisationen oder nach einem Text werden beschrieben. Möglichkeiten zum Einsatz verschiedener Theaterformen wie Schwarzlichttheater, Schattentheater, Masken- oder Figurentheater werden erläutert. Anregungen zu Musikauswahl, Bühne, Dekoration, Beleuchtung, Requisiten, Kostümen und Maske sowie eine Zusammenstellung ausgewählter Musikstücke und Geräusche als ›Allzweckwaffe‹ für den Einsatz in Ihrer Praxis runden das Kapitel ab.
In Kapitel 2, ‚Von der Probe zur Premiere‘, führe ich Sie durch den Probenprozess und zeige Ihnen, wie man einen Probenplan gestaltet, wie optimale Szenenproben aussehen sollten, wie man die Rollenfindung mit den Kindern umsetzt, wie Durchlauf-, Haupt- und Generalproben gestaltet sein sollten, um einerseits Überforderung und andererseits Langeweile zu vermeiden. Die Ideen für die Gestaltung von Einladungen, Plakaten, Programmzetteln und das themenbezogene »Drumherum« geben Ihnen Anregungen für eine gelungene Premiere.
In Kapitel 3, ‚Inszenierungsbeispiele‘, werden Ihnen elf praxiserprobte Theaterinszenierungen vorgestellt und Möglichkeiten der Vorgehensweise bei der Umsetzung beschrieben.
Sie können die Inszenierungen vollständig nach der Anleitung übernehmen und ausprobieren oder diese Ausführungen als Anhaltspunkte für eigene Überlegungen nutzen, einzelne Elemente oder nur die Texte verwenden.“ (9)
Des weiteren empfiehlt Moeller die Klärung der Rahmenbedingungen mit Hilfe einer umfangreichen, detaillierten und sorgfältig ausgearbeiten Checkliste, die all das berücksichtigt, was bei einem Theaterprojekt, wie es traditionell von Theater-Arbeitsgemeinschaften durchgeführt wird, zu beachten ist. Hier zeigt sich Moellers umfangreiche Praxiserfahrung.
„Ein Kindertheaterprojekt besteht in der Regel aus drei Spielphasen:
- Die Entwicklung
- Die Gestaltung
- Die Formgebung.
Die Entwicklungsphase umfasst den sozialen Prozess in der Gruppe und die Herausbildung der spielerischen Kreativität jedes einzelnen Kindes. In dieser Phase wäre es falsch, schon auf eine Aufführung hinzuarbeiten.
In der Gestaltungsphase legen Sie mit der Gruppe das Thema bzw. das Stück fest und führen die Kinder mit handlungsorientierten Aktivitäten an die Hintergründe des Themas bzw. Stückes heran, machen diese begreifbar. Sie improvisieren mit den Kindern zu Figuren und Handlung der Szenen und bearbeiten sie wiederholt. Der dramatische Ausdruck wird geformt.
In der Formgebungsphase erlernen die Kinder die Gesetzmäßigkeiten des Theaterspiels und auf der Bühne. Im Mittelpunkt stehen der künstlerische Ausdruck und die Art der Darbietung. Diese Phase endet mit der Premiere.“ (14)
Moellers anfängliche Absichtsbeschreibungen, es gehe „einzig um das lustvolle Erleben von Als-ob-Situationen, in die die Kinder immer ihre eigenen Ideen, Einsichten, Worte und Fähigkeiten einbringen dürfen“ und „dass sie keinen Anspruch auf Perfektion hat.“ (12) lässt sie in der folgenden Beschreibung der Prozessschritte weit hinter sich. Im Bereich der Kunst von Perfektion zu sprechen dürfte dabei sowieso nicht hilfreich sein.
Tatsächlich ist Moeller bestrebt in den „Mittelpunkt“ ihrer Arbeit mit Kindern den „künstlerische(n) Ausdruck“ (14) zu stellen. Dies erfordert ein umfassendes Training der Theaterkompetenzen. Und sie plant minutiös alle Arbeitsschritte von der ersten „Probe“ bis zur „Premiere“ bis ins kleinste Detail.
Schon ihr Einstieg in die Arbeit mit Kindern zeigt, dass es ihr eben nicht „einzig um das lustvolle Erleben von Als-ob-Situationen“ bei ihren Kindern geht (12), sondern um Sensibilisierung der Wahrnehmungs- und Beobachtungsfähigkeit. Die Konzentrationsfähigkeit und Fantasie sollen „geschult“ (16), die Kooperationsbereitschaft verbessert, die „Kreativität und darstellerische Fähigkeiten“ entwickelt, die Fähigkeit, „Handlungsabläufe zu improvisieren“ verbessert (17) werden. Außerdem sollen die Kinder neue Spielformen kennen lernen. Besonderen Wert legt Moeller darauf, dass die Kinder im Theaterspiel lernen, „Ihren Körper und seine Bewegungen als Ausdrucksmittel einzusetzen.“ (28)
Alle diese Anforderungen an die Theaterarbeit mit Kindern setzt sie nach dem klassischen theaterpädagogischen Modell um: Ein Regisseur inszeniert nach dem Vorbild professionellen Theaters mit Amateuren ein Stück, in dem es um „ein natürliches Darstellen von Figuren“ (17), „leibhaftige Nachahmung der Tätigkeit einer fiktiven Figur“ (30) nach entsprechender Rollenverteilung (9) geht, aus dem am Ende „kleine Gesamtkunstwerke“ (8) entstehen sollen. Ausgangsimpulse für die Stückerarbeitung können Dramentexte oder Geschichten sein. (34)
Mit zahlreichen Übungsbeschreibungen startet Moellers Schulungsprogramm, um in einer vertrauensvollen Atmosphäre die notwendigen Kompetenzen zu trainieren, die sie beim Schauspielen nach professionellem Muster benötigen.
Viele Übungen sind für den gedachten Zweck klug ausgesucht. Ob allerdings Kinder im Kindergartenalter in der Lage sind pantomimisch zahlreiche Berufe in einer Weise darzustellen, dass sie andere Kinder erraten können, muss doch sehr bezweifelt werden. Nach meinen Erfahrungen führt dieses Aufgabe noch bei den meisten Viertklässlern zu einer Überforderung. Ebenso ist eine Inszenierungspraxis, wie sie auf den Seiten 34/ 35 angedeutet ist, kaum mit Kleinkindern vorstellbar, es sei denn, der Prozess wird i.W. gesteuert, gestaltet, strukturiert und inhaltlich von der Regisseurin gefüllt. Dabei stehen dann aber nicht mehr die Fantasien der Kinder im Fokus der Arbeit. Problematisch in diesem Zusammenhang ist auch die Tatsache, dass die Abstraktionsfähigkeit und das Zu-sich-in-Distanz-Treten und eine Rolle für andere zu spielen sich in diesem Alter bei Kindern erst beginnt langsam zu entwickeln und bei vielen Kindern der ersten und zweiten Klasse noch wenig ausgeprägt ist.
Moellers sorgfältige Ausarbeitung der Prozessschritte für eine theaterpädagogische Inszenierung macht die Kinder im Kindergartenalter bei allen sinnvollen Übungen zur allgemeinen Persönlichkeits-Kompetenzerweiterungen letztlich zu Darstellern und Schauspielern einer Inszenierungsabsicht eines Regisseurs.
Die meisten Kinder im Alter von 1-4 Jahren sind nicht in der Lage bewusst für ein Publikum zu spielen, da ihnen die persönlichen Voraussetzung dafür noch weitgehend fehlen. Es bleibt i.W. angeleitetes Spielen, bei dem auch andere zuschauen, und sollte dann auch so genannt werden.
Aus der Tatsache, dass „die Erarbeitung einer Theaterinszenierung […] ein hartes Stück Arbeit [ist] und von Ihnen [der Spielleitung] und den Kindern viel Durchhaltevermögen verlangt“, (35) leitet Moeller die Forderung ab, dass das Stück nach einer „öffentlichen Premiere“ noch mehrmals öffentlich aufgeführt werden sollte. (34)
Mit älteren Kindern ist Moellers kleinschrittig beschriebenes Theaterprojekt vermutlich eher realisierbar, wenn man dieser theaterpädagogischen Konzeption folgen möchte, die i.W. auf eine eher traditionelle Spielform des figuralen Rollenspielens gründet und dem Spielleiter abverlangt einen aus Improvisationen mit dem Kindern entstandenen Dramentext zu entwickeln und schriftlich zu fixieren, (34) aufwändige Kulissenarrangements herzustellen („Sie fertigen phantasievolle Bäume“ (38), „Stellwände lassen sich einfach aus Vierkantholz bauen“ (39)) und „die kleinen Schauspieler“ auf einer Kulissenbühne in „schauspielerische Vorgänge“ bringen möchte.
Moeller beschreibt aber nun nicht, wie man als Spielleiter die Kinder von den einfachen Wahrnehmungs- und Bewegungsspielen ins Improvisieren bringt, und wie man dann die gefundenen Ergebnisse weiterverarbeitet und in eine ästhetische Form bringt und alles immer in einem klaren Bezug auf ein Publikum. Stattdessen führt Sie Beispiele von nicht unaufwändig herzustellenden Kulissen an, auch empfiehlt sie einfache Gegenstände symbolisch als Verweise auf Orte zu verwenden (blaues Tuch = Fluss) und dekliniert in der Prozessabfolge nach den Aufwärmübungen zuerst die sekundären theatralen Mittel durch, obwohl sie eingangs formulierte, dass sie besonderen Wert darauf legt, dass die Kinder im Theaterspiel lernen, „Ihren Körper und seine Bewegungen als Ausdrucksmittel einzusetzen.“ (28)
Hier klafft in Moellers Buch eine große Lücke, denn an ihrem eigenen Anspruch gemessen, müssten nun ausführliche Beschreibungen folgen, wie eine Kindergärtnerin das Bewegungspotenzial (Körper!) ihrer Kinder über spielerische Improvisationen entwickelt und mit welchen Impulsen sie die Kinder mit den entsprechenden ästhetischen Mitteln, Techniken und Methoden zur Formgebung und ästhetischen Gestaltung anregt.
An einigen Stellen in Moellers Konzept wird aber bereits sichtbar, dass sie sich ein Stück von den altbackenen Vorstellungen von Theater mit Kindern zu lösen beginnt, in denen eher platt professionelles Theater, notwendigerweise dilettantische, kritiklos kopiert und den kleinen Amateuren übergestülpt wird. Sei es, dass sie davon abrät, Umbaupausen zu machen, sich teilweise von naturalistischer Nachahmung mit Kulissen, Requisiten und Kostümen löst und rät z.B. nur ein typisches Kostümteil in pars pro toto auf schwarzem Grundkostüm zu nutzen, Räume durch Geräusche oder Licht zu definieren.
Schwierig bleibt, wenn diese Mischung beliebig und wahllos daherkommt und nicht durchdacht ist und eben kein „ästhetisches Gesamtkunstwerk“ (37) angestrebt und dessen Ästhetik sich nicht in Bühnenbild-, Kostüm- und Requisitengestaltung widerspiegelt, z.B. wenn pantomimische Handlungen in einem naturalistisch angedeuteten Aufbau wahllos mit konkreten Handlungen abwechseln bzw. mit Pappschwertern tatsächlich ‚gekämpft‘ wird. Schwer vorstellbar, dass man von Kindern im Kindergarten solches Abstraktionsvermögen erwarten kann. Außerdem sollen sie alle für ein Publikum spielen, sonst ist es kein Theater, sondern eben „nur“ Spielen. Das ist ja auch nicht schlecht.
Die häufigen beispielhaft eingestreuten Verweise auf zahlreiche Märchen geben einen Hinweise darauf, dass es Moeller letztlich i.W. doch um traditionelle Märcheninszenierungen mit ihrem Standardrepertoire an Rollen und Geschichten geht. Das bestätigen auch die elf „Inszenierungsbeispiele“ (67-156!). Dass die Kinder bei dieser Herangehensweise natürlich auch erste Erfahrungen im Umgang mit theatralem Handwerk und der künstlerischen Rahmung von Theater machen, bleibt unbenommen.
Nickel schreibt dazu:
„Fazit
Ein grafisch gut aufgemachtes Buch, das viele Anregungen bereit hält, jedoch immer nur eine Möglichkeit ausführt – insgesamt also mehr Anweisung als Anregung ist. Nicht das Finden von möglichen Wegen, sondern ein spezifischen Weg wird propagiert; nicht Methodenkompetenz wird vermittelt, sondern eine Methode vorgestellt.
Wenn Spielleitung jedoch (gleich ob mit Kindern oder Erwachsenen) nicht in der Übernahme eines musterhaften Weges, sondern in der selbständigen Kombination von Schritten besteht, dann braucht es die Diskussion von Alternativen und Entscheidungskriterien, um begründete Entscheidungen treffen zu können; es braucht die Erfahrung, dass nicht jedes Spiel „zündet“, dass Misslingen eine Chance ist, einen ungewohnten Weg zu gehen.
Also sollte die Leserin dem Buch nicht insgesamt folgen, sondern den Text eher in Bausteine zerlegen und mit diesen (und anderen!) Bausteinen Eigenes bauen. Dann werden, denke ich, die Anregungen nützlich sein so wie die vielen, klar beschriebenen Spiele und Übungen – auch wenn die Spielleiterin beim „Theaterspielen im Kindergarten“ keine Durchlaufprobe macht.“ In: https://www.socialnet.de/rezensionen/14173.php
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