Müller, Barbara/ Schafhausen, Helmut 2000: EinFach Deutsch Unterrichtsmodelle: Spiel- und Arbeitsbuch Theater. Braunschweig. Schöningh. 112 Seiten – Rezension
Müller/ Schafhausen wollen „eine umfassende Hilfestellung [bieten], wenn man privat, in der Schule oder im Freizeitbereich die Sprache des Theaters kennenlernen und selbst erproben will.“ (5)
Inhalt
Vorwort und Gebrauchsanleitung
Was interessiert uns eigentlich am Theater?
Wahrnehmung im (Bühnen-)Raum
Sprechtext und Körpersprache
Kleidung und Verkleidung: das Bühnenkostüm
Verwandlung durch Farbe: Schminke und Make-up
Spiel mit Masken
Bühnenformen und ihre Wirkung auf das Spiel
Räume schaffen mit Licht und Schatten
Szenen gestalten mit Musik
Bloß kein hohles Pathos: Die Grundlagen des modernen Theaters
Schauen und spielen: die Arbeit an der Rolle
Entwicklung von Szenen Stücken aus Improvisationen
Kreativer Umgang mit Dramentext
Der Spielleiter und die Probe
Vom kultischen Fest zum Drama: das Theater der Antike
Spielende München und fahrende Gaukler: Theater im Mittelalter
Shakespeare und die elisabethanische Bühne: die ersten Theaterhäuser
Theaterspielen als Beruf: die Commedia Dell’ Arte
Fremde Schauspieltraditionen: Theater in Japan und China
Haragöz und Hatcivat: Das türkischer Schattentheater
Glossar: Erläuterung aller wichtigen Begriffe
Die ersten differenzierteren Unterrichtsentwürfe für Theater fallen in die späten 1990er Jahre, die Phase der Entstehungsjahre des Unterrichtsfaches Darstellendes Spiel, in der, wie die vorliegende Konzeption, Theaterspielen vielfach noch dem etablierten Fach Deutsch zugeordnet wird. In der „Gebrauchsanweisung“ von „EinFach Deutsch“ wird das Spielangebot als „abgeschlossene Übungseinheit mit praktischen Tipps, die methodisch in einzelne Schritte gegliedert sind“, bezeichnet. Das DIN A 4-Format mit relativ großer Schrift und zahlreichen Fotos und Grafiken legen die Vermutung nahe, dass das Skript auch für den unmittelbaren Gebrauch während der Arbeit in der Gruppe gedacht ist. Die Arbeitsschritte können von einer Spielleitung angeleitet werden, die auch aus der Gruppe kommen kann. Die Anregungen sind exemplarisch gedacht und eigene Ideen können zu Themen und Szenen entwickelt werden. Zuschauen und Feedback erhalten eine bedeutsame Rolle zugesprochen. (5) In diesen programmatischen Aussagen zeigen sich bereits wesentliche Merkmale einer bestimmten Konzeption von Theaterspielen:
- Der Lehrer ist kein Regisseur der Gruppe. Die Arbeit ist ensembleorientiert. Zuschauen und Feedback werden als wichtige Lernquelle benannt.
- Die Themen der Gruppe stehen im Fokus. Es wird keine fertige Dramenvorlage inszeniert, sondern eine Eigenproduktion als Projekt erarbeitet.
- Die Beschreibung des Prozesses ist transparent, erfolgt kleinschrittig und bietet damit die Chance eines schrittweisen Kompetenzerwerbs für alle Ensemblemitglieder mit unterschiedlichem Lerntempo.
Theater erzähle Geschichten von Beziehungen zwischen Menschen und gestalte deren Konflikte. Es konstruiere Bildhaftes in einer Als-ob-Wirklichkeit, die als Live-Ereignis von Akteuren und Publikum miterzeugt werde und an dessen Regeln sich die Beteiligten halten. Mit dem Spiel des In-die-Rolle-Tretens des Akteurs (auch bei einer Performance) würden Leerstellen erschaffen, die das Publikum mit seiner Fantasie ausfüllen könne. Theater wird im Wesentlichen als „Nachahmung von Wirklichkeit.“ begriffen (7); in der Beschreibung der Pantomime nochmals herausgehoben als die Freude des Zuschauers „an der perfekten Nachahmung und der Technik des Pantomimen.“, wobei nicht erkannt wird, das Pantomime bereits eine stilisierte Gestaltung von Wirklichkeit ist. (10) Die Autoren betonen die Notwendigkeit durch Übungen einen Kompetenzaufbau zu betreiben, in dem die Schüler das Handwerkszeug des Theaters, Techniken und Methoden kennen und erproben lernen. Insofern werden im beschriebenen Trainingsprogrammen die Bausteine des Theater durchdekliniert. Allerdings stehen diese Übungsblöcke unverbunden aneinandergereiht und können erst im Kapitel „Die Arbeit an einem Stück“ im Rückgriff wieder aktiviert werden. „EinFach Deutsch“ priorisiert die Themen „Raum“ und „Körper“ und startet mit entsprechenden Erkundungsübungen die Trainings- bzw. Projektarbeit.
In „EinFach Deutsch“ folgen in der genannten Reihenfolge Trainingsmodule zu den Themen Sprechtext, Kostüm, Schminke, Masken, Bühnenformen, Licht, Musik und Informationen und Arbeitsanregungen zum Umgang mit Dramentexten und den Grundlagen des modernen Theaters. In dieser Priorisierung zeigt sich ebenfalls die Nähe zum Unterrichtsfach Deutsch, da sich die Schüler schon sehr früh mit Sprechtexten beschäftigen sollen und Dramentexte zu adaptieren lernen.
Ein Spielleiter sollte mit pädagogischem Geschick ausgestattet sein, um eine Überforderung der Gruppe zu vermeiden. Dabei sei es wichtiger, zuerst einmal Vertrauen aufzubauen als perfekt zu sein. Der Band schließt mit einem umfangreichen Kapitel über die Theatergeschichte und die vielfältigen Formen des Theaters und einem „Glossar: Erläuterung aller wichtigen Begriffe“.