Mit dem Baukasten theatraler Möglichkeiten lassen sich theatrale Kompetenzen im Theaterunterricht trainieren.
Nach intensiver über 20-jähriger Forschungsarbeit und zahllosen Theorie-Praxis-Schleifen ist das Lern- und Trainingssystem für Theater und Darstellendes Spiel nach dem Baukasten-Prinzip vollständig.
Der bereits 2014 erschienene erste „Baukasten theatraler Möglichkeiten. Rollen und Figuren“ zielt auf die Spielfreude von Menschen, die Lust auf das Theaterspielen haben. Mit unkomplizierten Impulsen werden die Akteure sofort ins Rollen-Spielen gebracht und erleben in vorgegebenen oder frei erfundenen Situationen theatrales Handeln. Sie wenden dabei bereits einfache theatrale Gestaltungsmöglichkeiten an.
Der zweite Baukasten „Baukasten theatraler Möglichkeiten. Ästhetische Mittel und Kompositionsmethoden“ geht einen Schritt weiter. Er differenziert das System Theater in seine grundlegenden Bestandteile und ermöglicht es, über die entsprechenden Impulskarten theatrale Gestaltungskompetenzen zu trainieren. Bei laufenden Probenarbeiten können die 200 – nach Kategorien geordneten und frei kombinierbaren – Impulskarten zu den Themen „Raum“ und „Zeit“ und den primären und sekundären Mitteln des Theaters hilfreiche Anregungen für eine theatral-ästhetische Gestaltung von Szenen und Aufführungen geben.
Inhalt des Baukastens
Im Baukasten befinden sich 200 Gestaltungs-Karten, 10 Karten aus jedem genannten Bereich.
Theaterästhetische Mittel
Primäre Mittel
1. Gestik (10 Karten)
2. Mimik (10 Karten)
3. Stimme/ Sprache/ Text (10 Karten)
Sekundäre Mittel
1. Requisit (10 Karten)
2. Kostüm (10 Karten)
3. Maske (10 Karten)
4. Licht (10 Karten)
5. Ton (10 Karten)
6. Kulisse (10 Karten)
7. Raum (10 Karten)
8. Zeit (10 Karten)
Kompositionsmethoden
1. Reihung (10 Karten)
2. Wiederholung (10 Karten)
3. Steigerung (10 Karten)
4. Verdichtung (10 Karten)
5. Kontrastierung (10 Karten)
6. Umkehrung (10 Karten)
7. Parallelführung (10 Karten)
8. Variation (10 Karten)
9. Bruch (10 Karten)
Raum und Zeit spielen in jeder Szene eine übergeordnete Rolle. Sie werden hier wegen der Übersichtlichkeit den Sekundären Mitteln zugeordnet.
Mit Hilfe der Gestaltungs-Karten dieses Baukastens können die Spieler grundlegende theaterästhetische Erfahrungen machen.
Sie können
- eine vorliegende Szene oder ein Szenenfragment ästhetisch ausgestalten
- die unendliche Vielfalt und den Reichtum an theatralen Möglichkeiten kennenlernen, mit denen man theaterästhetische Mittel einsetzen kann (primäre Mittel, sekundäre Mittel, Raum und Zeit)
- herausfinden, wie sich der Einsatz der theaterästhetischen Mittel, Techniken und Kompositionsmethoden kombinieren lassen und so eigene künstlerische Kreationen erschaffen
- mit postdramatischen Spielweisen experimentieren z.B. durch die Kombination von zufällig ausgewählten Gestaltungskarten
- ganz gezielt eine bestimmte Wirkung erzeugen
- theatrale Grundkompetenzen trainieren, wie sie in Lehrplänen für das Fach Theater/ Darstellendes Spiel für die verschiedenen Schulstufen formuliert sind
- Figuren und szenisches Material für eine Stückerarbeitung (Eigenproduktion) differenzieren und verfeinern
- Figuren und szenisches Material bei einer Inszenierung (einer fertigen Stückvorlage) untersuchen und ausgestalten
- theatrale Fachbegriffe spielend erlernen und angemessen nutzen
- lernen, angemessenes Feedback zu theatralen Präsentationen zu geben und Inszenierungen fachlich zu bewerten (Werkschauanalyse/ Theaterkritik)
- Spielangebote für Projektwochen usw. machen
Zur Diskussion
„Der im Weltvergleich gewachsene Reichtum an theatralen Möglichkeiten, der hier sichtbar wird [Verweise auf Brook, Wilson, Müller usw.], ist allerdings nicht als theatraler Baukasten mißzuverstehen, aus dem man sich nur zu bedienen braucht im Sinne postmoderner Austauschbarkeit der Formen und Stile. Er ist vielmehr Ausweis eines geschärften Bewußtseins ästhetischer Differenz, das die eigenen szenischen Formulierungsmöglichkeiten erschwert und selbstverständlich auch erhöht.“ (Kurzenberger, Hajo (2002): „Faust imaginär“ Goethes Faust II am Züricher Neumarkt. In: Bayerdörfer, Hans-Peter/ Borchmeyer, Dieter/ Höfele, Andreas (Hg) 2002: Theatron. Studien zur Geschichte und Theorie der dramatischen Künste. Band 36. Tübingen, Max Nieweyer Verlag. S. 179-199: 184)
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