Die Themen Schminken und Masken Erweiterungen des Themas Mimik, denn es geht im Wesentlichen um die Erweiterung des mimischen Ausdrucks (außer bei Ganzkörpermasken).
Das Repertoire der Wirkung reicht hier – wie bei allen theatralen Mitteln und deren Anwendungen – von der Herstellung einer Stimmigkeit der eingesetzten Mittel über Widersprüchlichkeit bzw. Kontrastierung bis hin zur Dekonstruktion wie die folgenden Beispiele verdeutlichen können: Hebt man mit der Schminke die vorhandenen Gesichtszüge eines Darstellers hervor, dann verstärkt man diese natürlich schon vorhandene Wirkung. Malt man jemandem eine traurige und müde Schminkmaske auf sein Gesicht, dann überdeckt diese den natürlichen mimischen Ausdruck ebenso wie eine lustige und aufgeweckt wirkende Schminkmaske oder die eines finsteren Gesellen. Wir bewegen uns wieder zunächst im Bereich von einfacher Mustererkennung, sprich: Klischees.
Im Modul (Schmink-)Maske sind die unterschiedlichen Schminkmöglichkeiten, welche Maskentypen es gibt und Trainingsmöglichkeiten konkret beschrieben.
Im Tutorial zu diesem Modul werden weitere Möglichkeiten vorgestellt, wie man besonders in der Mittel- und Unterstufe ohne großen Aufwand, aber mit großer Wirkung theatrale Impulse im Bereich Masken geben kann.
Die Maske hat einen großen Einfluss auf die Charakteristik der Figur und wie sie sich verhält. Das heißt, der Spieler muss sich der Wirkung der Maske anpassen und unterordnen. Deshalb muss die Wirkung einer Maske genau ermittelt werden. Um es noch einmal zu unterstreichen. Es geht hier darum, junge Schüler mit grundlegenden Kenntnissen und Kompetenzen auszustatten, wie sie mit den unterschiedlichen theatralen Mitteln und deren Anwendung eine Stimmigkeit – eine stimmige Komposition – herstellen können. [1]
Southern beschreibt die Wesensverwandlung des Spielers mit Hilfe der Maske und zeigt das Potenzial dieser Transformation auf: „Stellen wir uns, um das recht einzuschätzen, vor, dass unser einzelner für eine kurze Zeitspanne von seinem Publikum zurücktritt, das von einer Periode des Singens und Tanzens erregt worden ist. Man könnte sich denken, dass er sich in eine Hütte zurückzieht, worauf Augenblicke der Spannung folgen, die Urform der ‚dramatischen Pause’. Dann stellen wir uns vor, seine Gestalt erscheine wieder vor der Hütte, doch nun mit einer Maske vor dem Gesicht.
Hier stehen wir vor einem der mächtigsten Elemente der Theatertechnik; es ist offensichtlich kein Zufall, dass jenes Symbol des Theaters, das vor allen andern auf der ganzen Welt anerkannt wird, eine Maske ist. Was tut eine Maske dem Menschen an?
Zwei Dinge: Sie nimmt die Person weg, die wir kennen (bisweilen nimmt sie sogar die Menschlichkeit weg); und sie bekleidet den Träger mit etwas, was wir nicht kennen, was jedoch furchteinflößend und nichtmenschlich ist – er wird ein Gott oder ein Teufel.
Die Maske verwandelt das Gesicht des Schauspielers.
Nehmen wir nun eine ‚Erweiterung’ der Maske: Stecken wir die Hände in Handschuhe, die Füße in Schuhe, Arme und Beine in Hüllen und den Körper in ein Gewand, dann ist die Welt völlig verborgen und das Übernatürliche völlig enthüllt.
Und damit hat man den Ursprung des Theaterkostüms (und kann seine Bedeutung abschätzen).“ (Southern 1966: 27)
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[1] Es wird hier nicht einer Physiognomik des 18. Jahrhunderts das Wort geredet, die sich von Aristoteles beginnend über Paracelsus bis Lavater gehalten hat und in der Bevölkerung noch als Vorurteile und Stereotypie weit verbreitet sind (vgl. dazu Fischer-Lichte 1988: 101, 225)
Weiterführende Hinweise
Das hier als PDF herunter zu ladende Skript enthält die Bildungsstandards für das Modul 10.3 (Schmink-)Maske im Unterrichtsfach Theater/ Darstellendes Spiel.
Schmink-Maske-Bildungsstandards
Literatur
- Fischer-Lichte, Erika (1988): Semiotik des Theaters. Band 1. Das System der theatralischen Zeichen. Tübingen: Gunter Narr
- Langer, Arnold (2015): Schminkfibel. Theater der Zeit. Berlin
- Southern, Richard (1966): Die 7 Zeitalter des Theaters. Gütersloh: Mohn
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