Unsere Feedback-Sammelaktion war erfolgreich, und wir haben zahlreiche Rückmeldungen erhalten. Es wird darin sichtbar, dass die Arbeit von Angewandte Theaterforschung vielen Hilfe und Unterstützung war und ist.
Den Einsenderinnen sei gedankt!
Das Redaktionsteam hat nun durch Losverfahren aus den zahlreichen Einsendungen drei ausgewählt, die in Kürze angeschrieben werden.
Sie erhalten jeweils als kleines Dankeschön 100 € überwiesen.
Ihre Einsendungen werden hier publiziert.
Allen Nutzerinnen von AT wünschen wir weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit.
Auch in Zukunft versuchen wir weiterhin zielorientiert und individuell zu beraten.
Dr. Volker List – Hüttenberg
Feedback von Gregor Ruttner-Vicht – Baden bei Wien:
Sehr geehrter Dr. Volker List,
ich möchte Ihnen meine aufrichtigen Dankesworte für Ihre Arbeit der letzten zehn Jahre, insbesondere für Ihr Buch „Die Kunst Theater zu lehren – Didaktik für Theater und Darstellendes Spiel“, übermitteln.
Ich schätze besonders die Art und Weise, wie Sie die Kunstform Theater als Lerngegenstand beschreiben und die verschiedenen Möglichkeiten aufzeigen, wie Schülerinnen und Schüler nachhaltig in kulturelle Bildungsprozesse eingebunden werden können. Ihre Didaktik dient als Brücke zwischen theoretischen Konzepten und konkreten Unterrichtsplanungen, was sowohl in meiner eigenen theaterpädagogischen Praxis als auch in meiner Lehrtätigkeit von unschätzbarem Wert ist.
Besonders beeindruckend finde ich Ihre Herangehensweise, die Komplexität des ästhetischen Lehr-/ Lernprozesses im Theater zu erfassen und zu beschreiben. Ihre Betonung der Vielschichtigkeit und der kontextbezogenen Natur dieses Prozesses zeigt Ihre tiefgehende Einsicht in die Materie und Ihre Bereitschaft, sich mit den verschiedenen Facetten des Theaterunterrichts auseinanderzusetzen.
Ihre Entscheidung, relevante wissenschaftstheoretische Aussagen und Erkenntnisse in Ihre Didaktik zu integrieren, zeugt von Ihrer wissenschaftlichen Sorgfalt und Ihrem Bestreben, Ihre Leserinnen und Leser mit fundiertem Wissen zu bereichern, ohne sie mit übermäßigen Zitaten und Verweisen zu überladen.
Nochmals möchte ich Ihnen herzlich für Ihr Engagement und Ihre hervorragende Arbeit danken. Ihre Beiträge haben einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen und werden zweifellos auch zukünftige Generationen von Theater-Lehrkräften und -Pädagogen inspirieren und unterstützen.
Feedback von Dr. Kerstin Saremba – Wolfenbüttel:
Wissenschaftlicher Anspruch trifft theatrale Praxis
Angewandte Theaterforschung verbindet zwei Welten: Den theoretisch-fachwissenschaftlichen Diskurs der ästhetischen Bildung sowie den erkenntnisgeleiteten Blick mit einem vertiefenden Verständnis der theatralen Praxis aus der praktischen Arbeit mit einem scheinbar unendlichen Erfahrungswissen.
Während in der Fachliteratur Theorie und Praxis noch zu häufig divergieren, funktioniert hier – dank Dr. Volker List – die Symbiose beider Bereiche:
Die für den Theaterlehrer erkenntnisleitende Fragestellung ist in der Regel jene, wie theatral-ästhetische Lernprozesse unter Berücksichtigung der curricularen Vorgaben im konkreten Unterricht gelingen können.
Hier bietet die Rubrik „Unterrichts-Materialien“ einen guten Überblick über die Standardwerke der Schulbuchliteratur von der Didaktik des Darstellenden Spiels bis hin zum Kursbuch Darstellendes Spiel, die zur Planung und Durchführung eines strukturierten Unterrichts befähigen. Sämtliche Werke zeugen von einem tiefen Verständnis künstlerischer Prozesse sowie von großer Kenntnis der curricularen Vorgaben und Anforderungen.
Für Studierende und Promovierende bieten die Rezensionen aus dem Bereich „Buchbesprechungen“ einen aktuellen und gleichzeitig reflektierten Einblick in den fachwissenschaftlichen Diskurs. Auch Neuerscheinungen und aktuelle Trends, die in Theaterzeitschriften diskutiert werden, werden von List untersucht, indem pädagogische Entscheidungen gegenüber ästhetischen Entscheidungen verantwortungsvoll gegeneinander abgewogen werden (beispielsweise zum Thema „postdramatische Spielweisen“).
Lists Beschreibungen und Einschätzungen besitzen eine besondere Relevanz, da stets eine fachkundige und ehrliche Beurteilung erfolgt insbesondere im Hinblick einer inhaltlichen Anbindung an die praktische Arbeit: Abstrakte Theorien werden durchleuchtet, auf eine Handlungs- und Praxisebene heruntergebrochen und auf den Prüfstand gestellt. Mit scharfer Klinge seziert Volker List so manches (praxisferne) Theoriekonstrukt und scheut auch nicht dessen Autoren fachlich zu filetieren.
Fazit:
Die Besonderheit und gleichzeitig Alleinstellungsmerkmal Angewandter Theaterforschung erwächst aus einem ehrlichen und differenzierten Blick in aktuelle Fachtheorien und Fachpraxis. Hier gelingt der Brückenschlag zwischen praxisnahen theaterpädagogischen Arbeitsformen und dem fachwissenschaftlichen Diskurs durch hilfreiche Empfehlungen und Impulse.
Feedback von Dr. Stephan Engelhardt – Wien:
Volker saß an einem Tisch und lächelte. Es war auf dem Theatertreffen der Jugend in Berlin 2017. Er hat in der Hand ein Buch: Da habe ich etwas geschrieben über meine Erfahrung mit Kindern. Ich blätterte hindurch und sah eine Gruppe von circa Acht- bis Zehnjährigen. Sie saßen im Kreis am Boden und schrieben etwas auf einen Zettel oder lassen Sie sich genseitig etwas vor? Ich blätterte weiter, sah geschminkte Gesichter, deutlich jünger, als die anderen. Sie sprachen gemeinsam im Chor. Auf dem nächsten Foto spielte Volker Gitarre und die Kinder sangen dazu. Die Orte, wo das stattfand, sahen aus wie ein Klassenzimmer einer Volksschule und doch passierte dort etwas, das ganz anderes war, als all jenes, dass ich als Lehrer gewöhnt war, wenn ich durch die Schule spazierte und durch die Türen linste und die Kolleginnen unserer Unterstufe bei der Arbeit verstohlen beobachtete. Hier fand Theater in der Schule statt.
Ich las das Inhaltsverzeichnis, es funktionierte wie ein Lexikon. Ich konnte nachschlagen, mir als Pädagoge etwas heraussuchen, das ich gerade brauchte. Einzelne Übungen waren zu finden und Hinweise, wie ein guter Ablauf einer Theaterstunde stattfinden konnte und vieles mehr. Volker nahm mich als Pädagoge in diesem Buch an die Hand und führte mich durch eine Unterrichtseinheit, so dass alles am Ende gelingen konnte.
Ich kannte Volker bevor ich ihn kennen lernte. Als ich das Wahlpflichtfach Darstellendes Spiel übernahm, suchte ich nach Literatur, wo ich etwas für meinen Unterricht abschauen konnte und fand das Kursbuch Darstellendes Spiel im Klett Verlag. Er schrieb mit Malte Pfeifer ein Buch, das mir den Lehrplan, den ich selber geschrieben hatte, erklärte. Körper, Raum, Improvisation, Figuren, Ensemble, Dramaturgie, Inszenierung und die unterschiedlichen Formen des Theaters. Einiges hatte ich bereits formuliert, doch er brachte es in einen Ablauf, in eine Reihenfolge der didaktischen Schritte, so dass sich das eine aus dem anderen ergab, sich so eine dramatische Struktur aus dem Tun entwickelte, die in einer pädagogischen Methodik nachvollziehbar war. Ich lernte von ihm, schaute ab, adaptiert und reicherte das erworbene Wissen mit Informationen von anderen großen Theaterlehrern an: Stanislawski, Grotowski, Arteau, Brook usw.
Aus meinem Wahlpflichtfach Darstellendes Spiel machte ich einen Theater Schwerpunkt. Ab der 9. Schulstufe mussten 25 Stunden pro Woche mehrere Klassen unterrichtet und betreut werden. Aufgrund der Entscheidung der Direktion und der Personalabteilung der Bildungsdirektion kam eine Kollegin an meine Seite. Ich will sie mal Steffie nennen. Sie hatte keinerlei Erfahrungen, wie man Theater macht. Ihr Unterrichtsfach war Deutsch. Sie war interessiert, motiviert, aber ohne theaterpädagogisches Vorwissen. Ich drückte ihr das Kursbuch in die Hand. „Schaus dir an!“ sagte ich. Und sie arbeitete es fleißig Kapitel für Kapitel durch, verband es mit einem Stück Theaterliteratur, das sie sich ausgesucht hatte und wendete die Didaktik, die Übungen und Vorgaben, die dort fix und fertig entwickelt worden waren an. Es gelang ihr aus dem Stand ein Projekt zu realisieren: „Glaube, Liebe, Hoffnung“.
Nach 23 Jahren Erfahrung mit dem Theater in der Schule schlage immer noch nach. Jetzt aktuell suche ich nach allem, wo es um Körper geht und wie man mit Körper Theater machen kann und darf, so dass die spielerischen Ausdrucksmöglichkeiten erweitert werden, eine nonverbale Kommunikation möglich wird und dennoch respektvoll die Intimsphäre der jugendlichen Darsteller*innen gewahrt bleibt. Das ist heute schwieriger als es früher war. Übungen, wie die „Massage“, um Ruhe und Entspannung zwischen zwei Spielpartner*innen und in Folge im Ensemble zu ermöglichen, sind aktuell fast nicht mehr möglich. Dafür wäre ein Intimitätsmanagement notwendig. Aber ich halte mich am Buch von Volker fest und suche mir eine Übung aus, die ich für die nächste Stunde mache. Wir arbeiten mit dem Körper, nutzen unsere Muskeln, fördern unsere Beweglichkeit, so dass wir auf der Bühne kraftvoll Aktion ausführen und mit Vertrauen auf kraftvoll Aktion reagieren können, um so physisch präsent das Sprechen zu einem körperlichen Ereignis machen. So erreichen wir unser Auditorium, erleben etwas gemeinsam, das unsere Körper, unser Fühlen, transformiert, so dass Neues möglich wird.
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