Endlich! Das überarbeitete „Kursbuch Darstellendes Spiel“ ist lieferbar. Jetzt mit zahlreichen neuen Modulen zum zeitgenössischen Theater und vielfältigen Anregungen und Beispielaufgaben für das Abitur im Fach Theater/ Darstellendes Spiel.
Das Kursbuch Darstellendes Spiel kam 2009 auf den Markt und hat sich inzwischen mit einer verkauften Auflage von über 50.000 Exemplaren zum Standard-Schülerarbeitsbuch für Theaterunterricht in Deutschland entwickelt.
Darüber hinaus gibt es steigende Nachfragen aus Österreich und der Schweiz. Und mit zwei Followern von AT, den beiden Professoren John O’Toole und Brad Haseman in Australien, stehe ich auch im Austausch. Die beiden Hochschullehrer haben ebenfalls ein weit verbreitetes Lehrwerk für Theater in der Schule herausgebracht > http://dramawiser.com.
Auch an verschiedenen Universitäten, z.B. in Berlin und auch in Stockholm wird das Kursbuch in unterschiedlichen Bereichen der Theaterqualifzierungen eingesetzt. So berichtete es mir kürzlich der an der Stockholmer Universität lehrende Dr. David Fopp > https://www.su.se/english/profiles/dafo0743-1.336101
Mit dieser hohen Auflage des Kursbuches sind wohl auch die anfänglichen Zweifel beseitigt, ob es nur als Lehrerhandbuch oder tatsächlich überwiegend als Schülerarbeitsbuch eingesetzt wird. Es zeigt sich damit, dass ein entsprechend gestaltetes Schülerarbeitsbuch für Theaterunterricht durchaus den Schülern helfen kann, zunehmend selbstständiger einen Kunstprozess anzuleiten. Die zahlreichen Rückmeldungen von Theater-Lehrkräften bestätigen dies auch.
Nun gibt es eine erste Neubarbeitung. Diese wurde notwendig, weil sich das Theater und auch Theaterunterricht in den vergangenen knapp 10 Jahren verändert haben. Die Neubearbeitung zeigt sich auch in der äußeren Form, im neuen Layout und im Druck mit Farbfotos und einer besseren Papierqualität.
Inhaltlich bleiben die drei Beschreibungen für die Grundkurse 1 und 2 und dem Aufbaukurs 1 unverändert, weil diese immer noch einer zeitgemäßen Didaktik entsprechen, wie sie jetzt auch publiziert wurde. Darüber hinaus sind diese Kursbeschreibungen inzwischen auch explizit inhaltlicher Bestandteil vieler Lehrpläne für Theater-Unterricht in den Bundesländern und Schul-Curricula geworden. Lediglich der Aufbaukurs 2: „Zeitgenössisches Theater“ wurde komplett neu erarbeitet.
- Grundkurs 1: Körper, Raum und Improvisation
- Grundkurs 2: Figuren und Ensemble
- Aufbaukurs 1: Dramaturgie und Inszenierung
- Aufbaukurs 2: Zeitgenössisches Theater
- Abitur: Trainingsimpulse, Aufgabenvorschläge, Textbeispiele, Bewertungsmöglichkeiten
Außerdem wurde in der Neubearbeitung ein weiteres umfangreiches Modul hinzugefügt, und zwar zum Thema „Abitur“ mit zahlreichen Trainingsimpulsen, Aufgabenvorschlägen, Textbeispielen und Bewertungsmöglichkeiten. Die Abituranregungen basieren aufden gültigen Vorgaben der Einheitlichen Prüfungsanforderungen für das Abitur im Fach Darstellendes Spiel der Kultusministerkonferenz, der EPA.
Das Buch hat statt 240 jetzt 272 Seiten. Aufgrund der besseren Papierqualität ist es aber ein paar Gramm leichter als das alte und sogar deutlich dünner.
Mit Hilfe des Schülerarbeitsbuches können sie grundlegende Kompetenzen im Bereich Darstellendes Spiel/Theater erwerben.
Die Grundkurse vermitteln die Basiskompetenzen für die weitere Arbeit: Die Aufbaukurse basieren auf theaterästhetischen Lernfeldern. Sie sind freier gestaltet und legen eine Gruppe oder einen Kurs nicht auf ein bestimmtes Drama oder Thema fest. Es werden praktische und gestalterische Kompetenzen, Wissen, Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit in vier wesentlichen Kompetenzbereichen vermittelt:
- theaterästhetische Grundlagen
- theaterästhetische Gestaltung
- theaterästhetische Kommunikation
- soziokulturelle Partizipation.
Warum wurde diese Neuerarbeitung des Aufbaukurses 2 notwendig!
Zum einen gibt es inzwischen neue Curricula mit anderen Schwerpunkten. Zum anderen zeichnet sich nun sehr deutlich ab, dass die einstmalige Setzung, oder besser gesagt: Behauptung, das sogenannte postdramatisch-performative Theater sei DAS zeitgenössische Theater an der Wirklichkeit vorbeigeht. Das zeitgenössische Theater ist vielmehr grundlegend gekennzeichnet von einer Vielfalt der Genres, Formen und Sujets. Die Grenzen zwischen den Kunstgattungen, die nach wie vor alle umfassend präsent sind, haben sich geöffnet.
Postdramatische Spielweisen und Performances suchen verstärkt den Kontakt, den Austausch, die Einbeziehung des Publikums und des gesellschaftlichen Umfelds. Sie sind gekennzeichnet durch eine breite Vielfalt und Mischung der unterschiedlichsten theatralen Mittel, Techniken, Methoden und Spielformen, die teilweise eine Entwicklungsgeschichte haben, die sich über Jahrhunderte erstreckte.
Die Grenzen zwischen den Künsten Musik, bildende Kunst und Theater und im Besonderen zwischen den theatralen Spielformen sind durchlässiger geworden und können die Schüler zu Grenzüberschreitungen inspirieren, um mit den neuen Möglichkeiten zu experimentieren und eigenständige Erfahrungen zu machen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von spartenübergreifenden, interdisziplinären oder hybriden Kunstformen.
Das Kursbuch gibt im Aufbaukurs 2 in fünf ausgewählten Modulen einen Überblick über zum Teil traditionelle, aber immer noch aktuelle und weit verbreitete, Genres. Die Module geben darüber hinaus Anregungen, sich mit neuen hybriden und avantgardistischen Formen auseinanderzusetzen.
Die Module regen die Schüler in bekannter Weise zur praktischen Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen bedeutsamen Formen der Zeit an. Sie erhalten mit Hilfe von Theorie-Texten Impulse, die jeweiligen Hintergründe zu reflektieren und Empfehlungen für weitere und vertiefende Literatur.
Theater bleibt im Gegensatz zur Sinnentleerung mancher als postdramatisch deklarierter Aufführungen letztlich immer dem Erzählen von Geschichten von Menschen verpflichtet. Die aktuelle Diskussion um die Frage „Wohin soll sich Theater entwickeln? zeigt deutlich, die Verwirrspielchen und Overthrills einiger gehypter avantgardistischer Theaterregisseure und -Gruppen mit sensationsheischendem Aktionismus in Beliebigkeit des Einsatzes theatraler Mittel – sprich: Enthierarchisierung und Gleichmacherei aller theatralen Mittel – haben in eine Sackgasse geführt. Es werden dort keine Geschichten mehr gespielt. Die ureigenste Funktion von Theater geht dabei verloren.
Es scheint mir, als habe Hans-Thies Lehmanns Buch „Postdramatisches Theater“ diese Entwicklung, wohl eher unbeabsichtigt, befeuert, weil seine Beschreibungen lediglich dessen, was an Vielfalt im modernen, im avantgardistischen Theater, in den letzten ungefähr 30 Jahren, sichtbar war, von vielen wie eine Art Bibel gelesen wird. So nach dem Motto: Das ist das zeitgenössische Theater und so geht Postdramatik, sagt Lehmann. Und Hinz und Kunz berufen sich auf Lehmann, als ob er der Erfinder des sogenannten postdramatischen Theaters sei und damit die Autorität schlechthin. Eine Art Treppenwitz der Theatergeschichte.
Wer dieser Diskussion folgen möchte, der kann sich hier ein paar Vorträge und Diskussionen dazu anschauen oder auch mal schauen, was Bernd Stegemann in seinem lesenswerten Buch „Lob des Realismus“ geschrieben hat.
Das neue „Kursbuch Darstellendes Spiel“: Alles auf besserem Papier und jetzt mit Farbfotos. Hier geht’s zum Blick ins Buch!
… und hier zum Tutorial:
Weiterführendes
- Die Zukunft des Dramas aus literatur- und theaterwissenschaftlicher Perspektive (01)
- Stegemann, Bernd 2015: Lob des Realismus. Berlin: Verlag Theater der Zeit. – Rezension
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