Richter, Dan 2019: Gruppen, Geld & Management. Band 8. Norderstedt: BoD – Rezension
Nach dem 1. Band seiner auf zwölf Bände geplanten Reihe zum Improvisationstheater bis ins Jahr 2021 publiziert nun Richter selbst bei BoD Norderstedt, nicht mehr bei dem Verlag „Theater der Zeit“ Berlin, den 8. Band zum Thema „Gruppen, Geld & Management“, nicht den erwartbaren 2. Band. Aus seinem Vorwort erfährt man leider nichts über seine Motive zu dieser skurrilen Abfolge.
In diesem 8. Band bietet Richter Gruppen eine Handreichung an, „die sich für die organisatorischen und finanziellen Belange interessieren. Sowohl Amateure als auch Profis bekommen hier Hilfe Stellung in zu den alltäglichen Herausforderungen, mit denen eine Improtheater-Gruppe konfrontiert ist. Das betrifft künstlerische Themen, wie Proben-Arbeit, Feedbacks, Show-Vorbereitungen, aber auch ganz besonders organisatorische Fragen: Wie baut man eine Impro-Gruppe auf? Wie hält man sie zusammen? Welche internen Konflikte entstehen typischerweise und wie können wir sie lösen? Wie lässt sich mit in Improtheater Geld verdienen? Das Buch wendet sich natürlich in erster Linie an Improvisierer. Aber ich hoffe, dass auch andere Künstler davon profitieren können.“(7)
Ein Mangel – dies sei vorweg schon konstatiert – der sich durch das ganze Buch zieht und schon den 1. Band dominierte: Wer genau sind die Adressaten seiner auf 12 Bände angelegten Reihe? Einerseits wird ein Fülle von Allerweltsweisheiten, Banalitäten und einfachstes Grundlagenwissen formuliert, andererseits werden häufig Fachbegriffe genutzt und nicht erklärte oder kurz auf sog. Games verwiesen, die wohl nur Impro-Experten kennen. Ich erspare mir die vielen Belege dafür. Es wäre nur allzu ärgerlich.
Und was außerdem sehr ärgerlich ist, Richter verweist wieder, wie im ersten Band auch, vielfach für genauere Beschreibung und Weiterführendes auf seine noch nicht veröffentlichten Bände. Was soll das?
Ebenso jetzt im zweiten veröffentlichten Band sind die häufigen Wiederholungen ein großes Ärgernis. So werden im Kapitel 3 „Training und Proben“ einfachste Grundlagen des Impro-Theater-Spielens nochmals ausführlich entfaltet – das geschah aber schon in 1. Band „Improvisationstheater. Die Grundlagen“ (vgl. https://angewandte-theaterforschung.de/richter-2018-improvisationstheater-die-grundlagen-rezension/.
Im jetzt erschienenen 8. Band soll der Fokus laut Titel auf „Gruppen, Geld & Management“ liegen. Leider gibt Richter auch keinerlei Lesehilfe, wie Interessierte mit diesen offensichtlichen Strukturproblemen umgehen sollen. Sollen sie bis Dezember 2021 warten, bis alle 12 Bände veröffentlicht sind, damit sie die zahlreichen Verweise und Erläuterungen in jeweils anderen Bänden nutzen können? Welcher Leser würde sich so verhalten? Soll man jetzt schon als Interessierter, wie ich es tue, die Bände, die in unstrukturierter Weise und nicht chronologisch erscheinen, lesen und mich ärgern, dass ich jetzt schon häufige Wiederholungen lesen muss und dass die Hinweise auf Erläuterungen in noch nicht erschienene Bände wenig hilfreich bzw. schlicht ärgerlich sind? Welchen Plan verfolgt Richter? Und geht es ihm am Ende doch nur darum sein zweifellos umfassendes Erfahrungs- und Detailwissen irgendwie zu Papier zu bringen?
Meine Lust auf die Lektüre eines weiteren Bandes von Richter ist nun beim Nullpunkt angekommen. Schade, dass er sein Wissen und seine Erfahrungen nicht zielgerichteter und vor allem strukturierter einem interessierten Publikum anbietet. Im recht bescheidenen Literaturverzeichnis fehlen wieder, wie im 1. Band, viele Publikationen anerkannter Improtheater-Experten.
Aber wie er selbst sagt, ein guter Impro-Lehrer muss kein guter Impro-Spieler sein wie z.B. Keith Johnstone (58). Und ein offensichtlich erfahrener Impro-Spieler muss kein guter Autor sein. Ein Angebot zu einem telefonischen Interview lehnt der Autor ab. Oder um es in der Sprache des Improvisation-Theaters zu sagen: Er blockiert.
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