Mangold, Christiane (Hg) 2010: Theatertheorien. Braunschweig: Schroedel Verlag. 252 Seiten – Rezension
In der Beschreibung zum Buch heißt es: „Der Schülerband Theatertheorien will Schülerinnen und Schülern, die sich bisher vorwiegend spielerisch-praktisch mit diesem Medium auseinandergesetzt haben, Kenntnisse an die Hand geben, mit denen ein Gespräch über Theater differenzierter und komplexer werden kann.“
Inhalt
Editorial
Was ist Theater? Marcel Kunz, Klaus Riedel
Theater, Spiel und Ernst. Manfred Brauneck
Aufgaben
Theater als Zeichensystem. Erika Fischer-Lichte
Heimkehr. Franz Kafka
Das Urtheater der Naturvölker Aufgaben
Wozu das Theater? Christiane Mangold, Tilmann Ziemke
Aristoteles Über Tragödie und Komödie
Lessing Brief an Nicolai im November 1756
Schiller DieSchaubühne als moralische Anstalt betrachtet
Brecht Ist das epische Theater etwa eine moralische Anstalt?
Dürrenmatt Uns kommt nur noch die Komödie bei
Ionesco Meine Erfahrungen mit dem Theater
Jelinek Leider gleich ein kleiner Essay. In Mediengewittern – das Theater überflüssig?
Aufgaben
Die Debatte um das moderne Regietheater
Ausgangspunkt Diskussion um das zeitgenössische Regietheater
Gegenpositionen
Der Streit im Feuilleton
Die Lichtprobe. Salzburger Festspiele 2009 Daniel Kehlmann
Wo gibt‘s hier Spaghetti? Nicolas Stemann
Aufgaben
Wie wird Theater gespielt? Der Schauspieler
Tilmann Ziemke, Christiane Mangold, Marcel Kunz, Klaus Riedel
Stanislawski bei der Probe. Wasili Osipowitsch Toporkow
Aufgaben
Drei Schwestern. Anton Tschechow
Yvonne, die Burgunderprinzessin. Witold Gombrowicz
Der Schauspieler und die Marionette. Edward Gordon Craig
Aufgaben
Die Hamletmaschine. Heiner Müller
Kaspar Hauser. Werner Herzog
Kaspar Hauser. Peter Handke
Theater der Grausamkeit. Antonin Artaud
Aufgaben
Ursonate. Kurt Schwitters
Wie wird Theater gespielt? Das Stück
Tilman Ziemke, Marcel Kunz, Klaus Riedel
Theaterkonzepte: Politisches Theater
Die Straßenszene
Aufgaben
Die Mutter. Bertolt Brecht
Der leere Raum. Peter Brook
Aufgaben
Macbeth. William Shakespeare
Romeo und Julia. William Shakespeare
Postdramatisches Theater
Postdramatisches Theater. Hans-Thies Lehmann
Postdramatik und Theaterpraxis. John von Düffel
Schieß doch, Kaufhaus! Martin Heckmanns
Ulrike Maria Stuart (Königinnendramen). Elfriede Jelinek
world wide web-slums 1–7. René Pollesch
Aufgaben
Faust I. Johann Wolfgang Goethe
Wie wird Theater gespielt? Theater und soziale Wirklichkeit
Marcel Kunz, Christiane Mangold
Theater der Unterdrückten. Augusto Boal Aufgaben
Das Material und die Modelle. Peter Weiss Aufgaben
Rimini Protokoll
In Erscheinung treten. Jens Roselt
Aufgaben
Wallenstein. Friedrich Schiller
Romeo und Julia. William Shakespeare
Theatralität
Aufgaben
Die Stunde da wir nichts voneinander wussten PeterHandke
Aufgaben
Theater und Grenzüberschreitungen. Marcel Kunz, Klaus Riedel
Theater und Video
Mehr Jetzt auf der Bühne. Thomas Oberender Aufgaben
Die Leiden des jungen Werther. Johann Wolfgang Goethe
Border Violations – Grenzverletzungen
Gewalt – Tod – Theater. Reza Abdoh
„Man sollte das machen, wovor man Angst hat.“ Marina Abramovic
Der Schmerz als Theater. Romeo Castellucci
Wie spricht man über Theater? Klaus Riedel, Tilmann Ziemke
Wie beschreibt man Theater?
Fragen zur Aufführungsanalyse
Licht brennt. Ulrich Seidler
Aufgaben
Wie spricht man über Theater?
Aufgaben
Theaterkritik
Theaterkritiken zu „Frühlings Erwachen“
Texte zur Theaterkritik
Aufgaben
Theater
Schultheaterkritik
Langeweile im Athener Wald. Hajo Krage
Langweilige Familienfeier. W.J. Schünemann
Ein Leserbrief in der Festivalzeitung. C.S.
Kritik wagen und ertragen. Rasmus Wißmann
Aufgaben
DVD-Inhalte
Othello — Emilia Galotti — Drei Schwestern — Die Hamletmaschine — Attention Artaud! — Die Mutter — Ulrike Maria Stuart — Goethes Faust √1+2 — Die Ermittlung — Gesang von lusitanischen Popanz — Wallenstein, Rimini Protokoll
Die ausgesuchten Texte bieten einen Orientierungsrahmen zu grundlegenden Fragen wie:
- Was ist Theater?
- Wozu macht man Theater?
- Wie wird Theater gespielt?
- Wie spricht man über Theater?
- Was hat Theater mit unserer Wirklichkeit zu tun?
Nicht zu letzt die DVD-Szenenausschnitte aus bemerkenswerten Theaterproduktionen ermöglichen es einen optisch-sinnlichen Bogen zu spannen zwischen theoretischen Überlegungen und konkreten szenischen Eindrücken. Die Autoren haben ganz bewusst darauf Wert gelegt, das Textverständnis u.a. auch mit Hilfe theatraler Methoden zu erschließen, um auf diese Weise der Ganzheitlichkeit des Theaters Rechnung zu tragen.“
Wie aus dem Inhaltsverzeichnis zu entnehmen ist sind die wesentlichen theoretischen Elemente von Theater herausgestellt und mit Auszügen aus Primärtexten hinterlegt.
Theater, so die Herausgeberin, steht immer für zweierlei: Unterhaltung und sinnliche Anschauung auf der einen Seite und Information und Erkenntnisgewinn auf der anderen Seite.
In ähnlicher Weise Stehen sich Theaterspielen und über Theater sprechen gegenüber beziehungsweise bilden Sie erst die Rahmung für das, was man gemeinhin als Theater bezeichnet.
Mit den Texten dieses Sammel-Bandes will Mangold Schüler anregen, differenzierter über Theater zu sprechen.
Das Besondere an diesem Theorieband ist die Absicht der Autorin, der Theorie die Farbe grau zu nehmen. Insofern wird als Methode der Bearbeitung der Theorietexte jedem Kapitel eine Auswahl an Aufgaben nachgestellt, die die Schüler anregen sollen „mit Hilfe theatraler Methoden [das Textverständnis] zu erschließen, um auf diese Weise der Ganzheitlichkeit des Theaters Rechnung zu tragen.“(7)
So soll zum Beispiel ein Theorietext durch folgende praktische Aufgabe erschlossen werden: „Finden Sie für die jeweiligen Thesen Beispiele und erläutern Sie diese in szenisch-gespielter Form.“ (13)
Zu einem Theorietext zum Thema „Zeichen“ von Fischer-Lichte gibt es beispielsweise die Aufgabe„ Stellen Sie sich im Kreis auf und lassen Sie ein Requisit (z.B. einen Stock, einen Ball, ein Taschentuch) herumgehen. Jeder Spieler soll dem Requisit eine andere Bedeutung zuweisen und entsprechend damit spielen.“ (20)
Die beiligende DVD mit Szenenausschnitten professioneller Drameninszenierungen zeigt nochmals, dass die Herausgeberin des Sammelbandes großen Wert auf eine Orientierung des Schultheaters an der Arbeitsweise des professionellen Theaters und dort insbesondere an historischen Klassikern und den vom Kunstmarkt besonders exponierten Aufführungen bekannter Theater und Regisseure der Moderne.
Der Sammelband spiegelt nicht die zeitgenössische Vielfalt der Theaters, das sich auszeichnet durch eine gleichzeitige Präsenz nahezu aller Spielformen und Spielweisen, Grenzüberschreitungen in allen Genres und Gattungen und Hybridisierungen (vgl. Weiterführendes).
Mangold: Theatertheorien. Anregungen und Materialien (2013)
Der Band „Anregungen und Materialien (2013)“ ist eigentlich irreführend betitelt, enthält er doch zahlreiche Lösungsvorschläge für Arbeitsaufträge, die vermutlich sicher nicht für die Schülerhand gedacht sein können. Es wäre also zielführender hier von einem „Lehrerband“ zu sprechen.
Die ausgewählten Theorietexte und ergänzenden Materialien spiegeln eine fundierte Kenntnis der professionellen Theatergeschichte.
Weiterführendes
- ASSITEJ e.V. (Hg) (2015): IXYPSILONZETT. Jahrbuch 2015 für Kinder- und Jugendtheater der ASSITEJ Deutschland. Berlin: Verlag Theater der Zeit
- List, Volker (2015): Theater 4.0 – Grenzenlose digitale Vielfalt – Die Welt in Nullen und Einsen
- List, Volker (2015): Das 19. Internationale Figurentheater-Festival 2015
- Olsen, Ralph/ Paule, Gabriela (2015): Vielfalt im Theater. Deutschdidaktische Annäherungen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren
- Theater an der Parkaue (Hg)(2016): 10 Jahre Winterakademie Theater an der Parkaue. Beilage in Theater der Zeit. Heft Nr. 2. Februar 2016. Berlin: Theater der Zeit Verlag