Manchmal ist es einfacher zu sagen, was etwas nicht ist, um es genauer zu bestimmen: Theater-Unterricht ist nicht, wenn ein Profi-Regisseur oder ein Profi-Künstler in die Schule kommt oder ein Lehrer in der Rolle des Amateur-Regisseurs mit Schülern ein Stück inszeniert.
Vielmehr erarbeiten Schüler einer Klasse oder eines Kurses im Theater-Unterricht gemeinsam ein Projekt, an dessen Ende eine Aufführung vor Publikum steht und erwerben dabei theatrale Grundkompetenzen.
Ein ausgebildeter Theater-Lehrer initiiert diesen Prozess und begleitet die Schüler fördernd, fordernd, betreuend, coachend und supervisierend. Er spielt nicht die Rolle eines Amateur-Regisseurs, sondern die eines Lernbegleiters. Lehrkräfte, die sich qualifizieren möchten, das Fach „Theater/ Darstellendes Spiel“ zu unterrichten, können das über die verschiedene Wege der Fort- und Weiterbildung im Bereich Darstellendes Spiel tun.
Oberstes Ziel des Theater-Unterrichts ist nicht die Vorbereitung von Schülern auf den Schauspielberuf oder ein vermeintliches berufsorientiertes Soft-Skills-Training, sondern ein Angebot der kulturellen Bildung zu machen, das den Schülern hilft, wichtige kulturelle Kompetenzen zu entdecken und zu entwickeln, die sie dabei unterstützen eine ihnen angemessene Rolle in der Gesellschaft zu spielen. Zur begrifflichen Klärung wurde vorgeschlagen, das Fach schlicht „Theater“ – in Anlehnung an die Fächernamen „Kunst“ und „Musik“ – zu nennen. Siehe Zeitschrift Theaterpädagogik. Oktober 2007: 3f.
Zentrale Inhalte des Theater-Unterrichts sind festgelegt durch die Lehrpläne der Bundesländer und die Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung im Fach Darstellendes Spiel (EPA).
„Als Kern einer theatralen Bildung ist also die reflektierte theatrale Spielpraxis zu formulieren und dementsprechend didaktisch zu artikulieren.“ Denn „professionelles praktisches Wissen (lässt sich) nur in der Praxis erwerben“. (Klepacki/ Zirfas 2013: 7)
Insofern wird praxisorientiertes Unterrichtsmaterial zumeist von Theaterlehrkräften mit langjähriger Unterrichtserfahrung erarbeitet. Das mag auch der Grund dafür sein, warum die ersten didaktischen Modelle und Schulbücher für Theater-Unterricht von Theater-Lehrern mit viel Praxiserfahrung geschrieben wurden und nicht von Theater-Wissenschaftler aus dem universitären Bereich oder von professionellen Theater-Künstlern oder von Theater-Pädagogen. Zwischen diesen drei Bereichen (Theater-Unterricht, Theater-Wissenschaft, Theater-Pädagogik) gibt es zur Zeit noch zu wenig Austausch und Zusammenarbeit. Vielmehr ist man zuweilen eher auf Abgrenzung bedacht (Habich 2013) und weniger auf Kooperation. Dies schlägt sich in der seit Jahrzehnten diskutierten Frage nieder, ob Kunst in der Schule machbar sei (Reiss 2015) und erschwert die Arbeit an einer gemeinsamen Zielrichtung, die Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen als kulturelle Bildung stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern und die verantwortliche Politik zur stärkerer Förderung zu veranlassen. Manchmal gelingt das auch recht gut. Angewandte Theaterforschung versucht hier eine Forschungslücke zu schließen und untersucht diese Bereiche der kulturellen Bildung mit wissenschaftlichen Methoden, Buchbesprechungen, Interviews mit Theaterexperten und eigenen Studien und Beiträgen.
Theater-Unterricht kann als reguläres Unterrichtsfach Theater oder Darstellendes Spiel zumeist zweistündig oder dreistündig als Nebenfach gleichrangig neben Kunst und Musik in der Oberstufe von Schulen der meisten Bundesländer erteilt werden. In Hamburg wird das Fach zur Zeit als einziges Bundesland von der Grundschule bis zum Abitur als Regelfach angeboten. Seit 2015 gibt es in Bremen das Fach auch als Leistungskurs. Insofern ist der noch junge Theater-Unterricht im Grunde nichts Anderes als ästhetische Bildung wie alteingessener Kunst- und Musik-Unterricht; mit einem deutlichen Unterschied: Theater-Unterricht ist überwiegend praxisorientiert und zielt auf Selbsttätigkeit, Selbstverantwortung und Selbstständigkeit der Schüler, ohne die eine kulturelle Teilhabe und Einflussnahme nicht möglich ist.
Diese Zielsetzung erfordert besondere Lernbedingungen bzw. Lernsettings, damit diese Form kultureller Bildung gelingen kann.
Seit wann gibt es Theater-Unterricht?
Theater als Bestandteil kultureller Bildung hat sich in Deutschland um die 1980er Jahre als Schulfach Darstellendes Spiel/ Theater konstituiert. Hamburg und Bremen waren hier wichtige Wegbereiter für andere Bundesländer (vgl. Hesse 2005 und http://www.bildungsplaene.bbs.hamburg.de). Und erst seit dieser Zeit gibt es auch zahlreiche und zunehmend mehr Variationen und Möglichkeiten von Aus- und Weiterbildungsgängen zum Fachlehrer für Theater bzw. Darstellendes Spiel. Die Fachzeitschrift Spiel & Theater stellt in ihren letzten Ausgaben die verschiedenen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten vor.
Theater-Pädagogen und die verschiedensten Ausbildungswege dazu gibt es schon länger; ihr Arbeitsbereich ist ein anderer. Sie sind entweder an Theatern fest angestellt und kümmern sich u.a. um die Vermittlung des Spielprogramms, halten Kontakte zu Schulen, um Besucher zu rekrutieren und machen Kinder- und Jugendarbeit (betreiben also Marketing im weiteren Sinne), oder sie inszenieren als freiberufliche Theater-Pädagogen mit Amateuren Stücke, geben Workshops usw.
Quellen
- Deutscher Kulturrat 2015: Künstlerische Schulfächer sind unverzichtbarer Teil des schulischen Bildungsauftrags. In: Zeitschrift für Theaterpädagogik Heft 66. April 2015. Uckerland: Schibri: 13
- Fuchs, Max 2011: Ästhetisches Lernen und Lehren. Werkstattbericht zur kulturellen Schulentwicklung 4/2011 Entwurf – Stand 01.04.2011 > http://akademieremscheid.de/fa/user/Fachbereiche/Kulturpaedagogik/Publikationen/Fuchs_2011_-_AEsthetisches_Lernen_und_Lehren_in_Institutionen.pdf
- Habich, Ines 2013: Theaterpädagogen – Theatermacher 2. Klasse …? In: Spiel & Theater. Heft 192, Oktober 2013. Weinheim: Deutscher Theaterverlag: 27-29
- Hesse, Ulrich 2005: Vom Schulbühnenspiel zum Schulfach. Die Geschichte der Integration darstellenden Spiels in die Schule am Beispiel Hamburgs. Uckerland: Schibri
- Klepacki, Leopold/ Zirfas, Jörg 2013: Theatrale Didaktik. Ein pädagogischer Grundriss des schulischen Theaterunterrichts. Weinheim und Basel: Beltz Juventa
- Reiss, Joachim 2015: Fachunterricht oder Künstlerprojekt? In: Zeitschrift für Theaterpädagogik Heft 66. April 2015. Uckerland: Schibri: 10-13
- THEATER nicht mehr DARSTELLENDES SPIEL > Zeitschrift für Theaterpädagogik. 23. Jahrgang Korrespondenzen Heft 51 Oktober 2007. Uckerland: Schibri. Editorial: 3f
- Spiel & Theater. Die Zeitschrift für Theater von und mit Jugendlichen. Weinheim: Deutscher Theaterverlag
- Zusammenstellung der Lehrpläne der Bundesländer
- Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung (EPA) im Fach Darstellendes Spiel. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 16.11.2006
Welche Kompetenzen erwerben Schüler beispielsweise im Theaterunterricht?
Fotos: Proben zur Abfolge der Schritte einer Eskalation (mit Klimax) mit einer Status-Veränderung. Das ist theatrales Handwerk, ohne das sich theatrale Kunst in Beliebigkeit verliert, unverstanden bleibt und keine Wirkung entfaltet.
Das Unterrichtsmaterial für Darstellendes Spiel und Theater-Unterricht folgt einer Didaktik des Theaters
Das im Folgenden beschriebene Unterrichtsmaterial für Darstellendes Spiel und Theaterunterricht (zumeist Schulbücher für die Hand der Schüler zur Förderung der Selbstständigkeit) ist das Ergebnis jahrzehntelanger Entwicklung und Erprobung. Es orientiert sich an den einschlägigen Curricula der Länder, die sich in den wesentlichen Setzungen gleichen.
Kritisch gesehen wird die Wahrnehmung von Curricula durch Lehrkräfte, die diese „häufig als ein Verwaltungsakt [wahrnehmen], der kaum einen Einfluss auf die tägliche Unterrichtsarbeit hat. Um wirksamer zu sein, müssten neue Lehrpläne flankiert werden von konkreteren Handlungsempfehlungen und von Fortbildungen, die die neuen Botschaften bewusst und nachvollziehbar machen. Derzeit gelingt der damit beabsichtigte Wandel allerdings erst, wenn neue Schulbücher auf den Mark kommen. Dieses sind konkret genug, beantworten Wie-Fragen und bieten einen klaren unterrichtlichen Rahmen.“ (Zierer: 60)
Unstrittig ist, dass nicht in Unterrichtsmaterial allein der Schlüssel zu gelungener Bildung liegt. „Der Erfolg von unterrichtlichen Methoden hängt in entscheidendem Maß von der Kompetenz der Lehrpersonen ab.“ (Zierer: 72) Und „strukturelle Veränderungen allein bewirken wenig. Sie bedürfen der Umsetzung durch die Lehrpersonen und bleiben ohne diese wenig wirkungsvoll.“ (Zierer: 40)
Dabei liegt der Fokus auf der Entwicklung von Hilfen für die Oberstufe, da das Fach Darstellendes Spiel bzw. Theaterunterricht bis auf wenige Ausnahmen (Hamburg, Berlin) nur in der Oberstufe vieler Bundesländer als reguläres Unterrichtsfach gleichberechtigt neben Kunst und Musik etabliert ist.
Es gibt Bestrebungen, Darstellendes Spiel bzw. Theaterunterricht auch in der Mittelstufe allgemeinbildender Schule als reguläres Unterrichtsfach in den verschiedenen Bundesländern einzuführen. Teilweise liegen bereits ausgearbeitete Lehrpläne bzw. Handreichungen vor.
In Hamburg wird seit dem Schuljahr 2011/12 Theater als fester Bestandteil des Fachunterrichts in der Grundschule angeboten > Bildungsplan Grundschule Hamburg (2011)
In allen anderen Bundesländern herrscht eine Vielfalt an freiwilligen und Wahlpflichtangeboten Darstellendes Spiel bzw. Theater
Die Wirkungen von Theaterspielen werden seit langem gepriesen. Es stärke die Persönlichkeit und es erleichtere den Kindern und Jugendlichen durch folgenloses Probehandeln im Rollenspiel ihre Rolle in der Gesellschaft zu finden. Die Liste der menschenbildenden Wirkungen ist lang.
Jeder, der sich etwas intensiver mit Schülern beschäftigt, die motiviert im Theaterunterricht mitmachen, wird auch immer wieder positive Veränderungen – teilweise schon nach recht kurzer Zeit – an ihnen feststellen, die nach Selbstauskunft der Schüler und auch mit hoher Wahrscheinlichkeit mit durch den Theaterunterricht induziert wurden.
Was es aber nun genau ist, das diese gewünschten Wirkungen hervorbringt, ist schwer zu fassen; noch schwerer zu ‘beweisen’. Statistische Verfahren, wie wir sie aus den Naturwissenschaften kennen, stoßen hier schnell an die Grenzen ihres Erkenntnispotenzial. Es gibt zu viele Einflussgrößen und die Wechselwirkungen sind kaum zu fassen.
Hilfreicher erscheint hier die Auswertung vielfältiger und genauer Beobachtungen nach möglichst intersubjektiven Kriterien und das Zusammentragen vielfacher Erfahrungen, die in ähnlichen Situationen gemacht wurden.
Ausgangspunkt solcher Beobachtungen sollten dann auch folgerichtig möglichst ähnliche Arbeitsbedingungen sein. Diese sind natürlich aus ethischen Gründen mit Menschen unter Laborbedingungen nicht herstellbar.
Dennoch ist es möglich, die Beliebigkeit der Bedingungen, unter denen Wirkungen von Theaterunterricht bisher ermittelt wurden > vgl. Domkowsky (2008), einzuschränken.
In der ersten empirischen Studie von Angewandte Theaterforschung (AT) unterrichteten ein Schuljahr lang (2014/15) 46 qualifizierte Theater-Lehrkräfte aus acht Bundesländern nach einer einheitlichen Didaktik und dem “Kursbuch Theater machen. Mittelstufe” im Schuljahr 2014/15 ihre Schüler in unterschiedlichen Jahrgängen, Kursen und Projektgruppen. Die Ergebnisse dieser Evaluation sind hier ausgewertet.
Vorgeschichte und Vorläufer
Die Didaktik des Darstellenden Spiels bzw. Theaterunterrichts erlebte ihre ersten Umsetzungen als Unterrichtsfach in Form von Schulbüchern bzw. Schülerarbeitsbüchern in den späten 1980er Jahren mit den Vorbereitungen zur Einführung des Unterrichtsfachs Darstellendes Spiel in Hessen. Sie fasst umfangreiche theoretische Aufarbeitungen und vielfältige Praxiserfahrungen vieler an diesem Prozess Beteiligter zusammen und verdichtet das bisher vorliegende, eher unzusammenhängende und wenig systematisch-methodisch auf Schulunterricht bezogene Unterrichtsmaterial in eine Form, die es Lernenden erlaubt unmittelbar als Unterrichtsmaterial für Darstellendes Spiel in der (Schul-)Praxis im Theaterunterricht nutzen zu können.
Vorangetrieben wurde die heuristische Arbeit an einer Didaktik des Darstellenden Spiels/ Theaterunterrichts durch Erprobungen von Konzeptentwürfen im Unterricht, die in die erste Publikation Körper und Raum (2000) mündeten. Schon hier wird deutlich sichtbar, dass sich Schülerbücher für Theaterunterricht in ihrer Konzeption von traditionellen Schulbüchern anderer Fächer gravierend unterscheiden, weil die Anregung von Selbstlernprozessen im Vordergrund steht. Diese Transformation theoretischer Setzungen in ein konkretes Unterrichtskonzept wurde bereits vielfach erprobt, die Erfahrungen damit aber nicht systematisch-methodisch gesammelt und ausgewertet.
Das positive Feedback zu der Umsetzung dieses didaktischen Konzepts führte zu weiteren Entwürfen wie dem Halbjahreskurs Von der Vorlage zum Spiel (2000).
Nach vielen Jahren Theorie-Praxis-Schleifen konnte das Kursbuch Darstellendes Spiel (2009) vorgelegt werden. Es repräsentiert die unterrichtliche Umsetzung dieses didaktischen Modells für das Unterrichtsfach Darstellendes Spiel/ Theater als Schülerbuch für die Oberstufe und schlüsselt das System Theater in seine Mittel, Techniken, Methoden und Gestaltungskategorien auf. Die Beschreibung klarer Kriterien an Bildungsstandards angelehnt ermöglicht eine transparente Kompetenzüberprüfung und Notengebung. Es wird mit einer verkauften Auflage von über 80.000 Exemplaren in vielen Bundesländern als Standardwerk zum Erlernen theatraler Kompetenzen genutzt und auch in Österreich und der Schweiz nachgefragt. 2018 erschien eine überarbeitete Neuauflage mit zahlreichen neuen Modulen zum zeitgenössischen Theater, Trainingsmaterialien für die Abiturprüfungen und Beispielaufgaben mit Bewertungskriterien.
2012 erschien das Kursbuch Impro-Theater nach dem gleichen Muster wie das Kursbuch Darstellendes Spiel als Schülerbuch. Es beschreibt ein halbjähriges Kursangebot für die Oberstufe, das den Aufbaukurs 2 des Kursbuch Darstellendes Spiel ersetzen kann. Alternativ kann es auch modulbar als Unterrichtsmaterial in anderen Zusammenhängen genutzt werden.
Zur Förderung der Didaktik der Selbststeuerung des theatralen Lernprozesses kann die CD-ROM Theaterübungen (2012) – Direktbestellung hier – von Schülern eigenständig als Unterrichtsmaterial genutzt werden. Sie enthält 600 Beschreibungen von Theaterübungen nach Kategorien (aufwärmen, Körper, Raum usw.) sortiert.Sie enthält darüber hinaus Kompetenzanalyse- und Bewertungsbögen zum direkten Ausdrucken und unterstützt auf diese Weise die Selbsteinschätzung auf dem Hintergrund der theatralen Bildungsstandards. Sie ergänzt das Angebot mit Unterrichtsmaterial für Darstellendes Spiel auch in Bezug auf mehr Eigenständigkeit der Schüler.
Das dritte Kursbuch in der Kursbuch-Reihe dient als Grundlage der einjährigen Studie mit ca. 100 Theaterlehrern. Das Kursbuch Theater machen (2014) (Rezension) ist als Schülerbuch für die Mittelstufe konzipiert und folgt dem gleichen didaktischen Muster wie seine Vorgänger. Es gibt mehr und stärkere Impulse, den Selbstlernprozess der Schüler zu stärken und zu fördern. Es regt sie in vielfältiger Weise an, in ästhetischen Prozessen experimentell Erfahrungen zu machen und hält Angebote zum Kompetenzerwerb im theatralen Bereich mit zunehmend komplexeren und anspruchsvolleren Anregungen bereit. Dieses Kursbuch deckt das Feld theatralen Kompetenzerwerbs ab, auf dem der Unterricht in der Oberstufe aufbauen kann. Tutorials erläutern die Arbeitsweise mit den einzelnen Modulen und vertiefen das Thema.
Mit den beiden Baukästen wird eine besondere Form eines Trainings- und Übungssystems vorgestellt: Der Baukasten theatraler Möglichkeiten Nr. 1 – Rollen und Figuren (2014) stellt vielfältige spielerische Anregungen zur Stärkung des Selbstlernprozesses im theatralen Feld bereit und bietet mit seinem Spielformat eine neue Form von Unterrichtsmaterial für Theaterunterricht, eine Methode an, das Üben theatraler Kompetenzen abwechslungsreich und Fantasie anregend zu gestalten.
Der Baukasten theatraler Möglichkeiten Nr. 2 – Ästhetische Mittel und Kompositionsmethoden (2017) regt spielerisch das Training theatralisch-ästhetische-ästhetischer Gestaltung auf einem anspruchsvolleren Niveau an. Zierer bemerkt zum Thema Üben – sich auf die Hattie-Studie beziehend – „Es gehört zu den ältesten didaktischen Einsichten, dass Übung für Lernerfolg notwendig ist. Insofern überrascht die hohe Effektstärke von 0,71 nicht, die John Hattie anhand zweier Meta-Analysen aus den Jahren 1988 und 1999 errechnete. Allerdings ist nicht jedes Üben erfolgreich, sondern es muss ein bewusstes Üben sein. Dieses zeichnet sich durch drei Aspekte aus: Erstens ist bewusstes Üben herausfordernd. Es knüpft am Erkenntnisstand der Lernenden an und setzt den Schwierigkeitsgrad so, dass die Aufgaben gerade noch gelöst werden können. Zweitens ist bewusstes Üben vielfältig. Es hat nichts mit einem Drill zu tun, in dem monoton und stupide Sachen wiederholt werden. [Der Baukasten bietet mehrere Millionen Variationen]. […] Drittens ist bewusstes Üben regelmäßig.“ (Zierer: 68)
Wie die Kunst Theater zu lehren (2018) erlernt werden kann, vermittelt die Didaktik für Theater und Darstellendes Spiel. Im Zentrum der Beschreibung steht dabei eine angemessene Qualifikation der Theater-Lehrkraft, der die Aufgabe zukommt, Lernsettings zu kreieren, in denen die Schüler zunehmend selbstständiger die Kompetenz der theatralisch-ästhetischen Gestaltung erwerben. In dieser Form eines offenen, künstlerischen Lern- und Gestaltungs-Vorgangs verschmelzen Arbeitsprozess und Endprodukt (die Aufführung) in einem einmaligen pädagogisch-ästhetischen Erlebnis für Schüler und Lehrkraft.
Die Reihe Theater und Darstellendes Spiel in der Praxis (2017) beschreibt Projekte zum Nachmachen, ohne die Gruppe und die Lehrkraft in ihrer Gestaltungsfantasie einzuschränken, sondern im Gegenteil, sie zu inspirieren nach eigenen Formen der ästhetischen Gestaltung zu suchen. Diese Praxisbeschreibungen fußen auf der Didaktik für Theater und Darstellendes Spiel und bieten ein strukturiertes Lernangebot für Theater-Unterricht an, das sich an den gängigen Curricula orientiert.
Studie über Theaterunterricht
Die Ergebnisse der ersten empirischen Studie über Theaterunterricht sind nun veröffentlicht. 46 ausgebildete Theaterlehrkräfte aus 8 Bundesländern unterrichteten mit dem „Kursbuch Theater machen“ im Schuljahr 2014/15 in der Mittelstufe. Damit wurde dieses Schülerarbeitsbuch in einem ersten Praxistest einer wissenschaftlichen Evaluation unterzogen und die Erfahrungen der Lehrkräfte eingesammelt und ausgewertet. Die Studie und ihre Ergebnisse sind in der Dissertation „Theater als Unterrichtsfach – Didaktische Überlegungen und Konstituenten für ein Konzept für Theaterunterricht“ dargestellt > http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:467-13353, und die daraus abgeleiteten Erkenntnisse sind in die 2018 erschienene Theater-Didaktik „Die Kunst Theater zu lehren – Didaktik für Theater und Darstellendes Spiel“ eingearbeitet worden > https://angewandte-theaterforschung.de/die-kunst-theater-zu-lehren-didaktik-fuer-theater-und-darstellendes-spiel-neuerscheinung. Die Dissertation wurde bereits fast 10.000 mal von der Universität Siegen angefordert.
Literatur
- Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. (Hg) 2011: Kultur öffnet Welten. Mehr Chancen durch Kulturelle Bildung. Remscheid und Berlin, S. 4
- Deutscher Bundestag 2007: Schlussbericht der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“. Drucksache 16/7000, S. 379f
- Domkowsky, Romi 2008: Erkundungen über langfristige Wirkungen des Theaterspielens. Eine qualitative Untersuchung. Auf Spurensuche. Saarbrücken, Berlin
- http://www.theater-mitallensinnen.de/Was_ist_Theaterpaedagogik.htm
- Nolte, Julia 2011: Reif für die Bühne? Müssen Kinder von der ersten Klasse an Theaterunterricht erhalten? Hamburg sagt Ja. Nur: Wer soll das neue Pflichtfach unterrichten? ZEIT online. 11. Oktober 2011
- Zierer, Klaus 2014: Hattie für gestresste Lehrer. Kernbotschaften und Handlungsempfehlungen aus John Hatties „Visible Learning“ und Hatties „Visible Learning for Teachers“ Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. 133 Seiten > Rezension
- https://www.philso.uni-augsburg.de/lehrstuehle/schulpaed/team/Zierer/